„Mit diesen Sachen spiele ich am liebsten“, lächelt Julian, während er auf den Traktor und das Baumhaus zeigt. Das verregnete Wetter der vergangenen Tage kann ihm nicht die Laune verderben. Er ist ein aufgewecktes und lebensfrohes Kind, obwohl er dem journalistischen Besuch anfangs noch skeptisch gegenübersteht. Mit der Zeit taut der Bub – gemeinsam mit seinem Bruder Maxi (3) – aber auf. Die beiden setzen sich an den Tisch und hören interessiert zu, wie ihr Vater die Geschichte von Julian erzählt.

Der Moment der Diagnose

Bei Julian wurde noch in seinem ersten Lebensjahr Augenkrebs diagnostiziert. Der Familie riss es damals den Boden unter den Füßen weg. „Wir waren zu Besuch bei der Oma, und während sie Julian im Arm hatte, fiel ihr auf, dass seine Pupillen unterschiedlich groß waren“, blickt Vater Oswald Sackl zurück. Die Eltern fuhren mit dem heute Sechsjährigen sofort zum Kinderarzt. „Der konnte allerdings nichts erkennen, also ging es zu einem Augenarzt und schließlich ins ELKI nach Klagenfurt.“ Die Bilder der Untersuchung wurden nach Graz geschickt. „Von dort kam sofort die Meldung ‚Alarmstufe Rot‘“, schildert Sackl.

Mit der Rettung ging es noch am selben Tag in die steirische Landeshauptstadt, wo die Eltern bald mit der Diagnose Retinoblastom konfrontiert wurden. Dabei handelt es sich um einen seltenen, bösartigen Tumor in der Netzhaut. Beide Augen waren betroffen. „Nur zwei oder drei Tage später hat man mit der ersten Ganzkörperchemo begonnen“, erzählt der Vater. „Das war die schlimmste Zeit, denn das hat ihn wirklich niedergerissen.“

Julian Sackl, aus St. Salvator, braucht medizinische Hilfe in der Schweiz
Im Baumhaus spielt Julian am liebsten © Gert Köstinger

Lebensfreude und Mut

Wenn Oswald Sackl von Julian erzählt, kommt eines ganz klar zum Vorschein: die Bewunderung für die Stärke, den Mut und das Kämpferherz seines Sohnes. „Es ist beeindruckend, mit welcher Fassung er das alles trägt. Einmal musste er in künstlichen Tiefschlaf versetzt werden, als er aufgewacht ist, hat er uns sofort angelächelt. Er ist besonders.“ Mit seiner lebensfrohen Art ziehe er die gesamte Familie nach oben.

Dieses Kämpferherz verlor Julian auch nicht, als das linke Auge nicht mehr zu retten war, es musste entfernt werden. „Es gibt eine Prioritätenliste und ganz oben steht ‚Leben retten‘“, sagt Sackl, während er seinem Sohn sanft durch das Haar streichelt. Der Tumor wäre andernfalls schnell ins Gehirn gelangt, das konnte man verhindern. Anstelle des linken Auges hat Julian ein Implantat, das man aber nur bei sehr genauem Hinsehen als solches erkennt.

Julian Sackl, aus St. Salvator, braucht medizinische Hilfe in der Schweiz
Auch der Traktor zählt zu seinen Lieblingen, Julian hat besondere Freude an der Landwirtschaft © Gert Köstinger

In Österreich konnte niemand mehr helfen

Der Kampf um das rechte Auge hat für Julian an dieser Stelle erst begonnen, denn nur kurze Zeit später stießen die österreichischen Spezialisten an ihre Grenzen. „In Graz konnten sie nichts mehr für uns tun, sie haben uns die Schweiz ans Herz gelegt.“ Die Augenklinik in Lausanne sei spezialisiert auf Augenerkrankungen bei Kindern. Insgesamt hat Julian 87 Vollnarkosen, 15 lokale und neun systemische Chemotherapien in seinem noch so jungen Leben hinter sich.

Seitdem reist Oswald Sackl mit seinem Sohn regelmäßig nach Lausanne, 14 Stunden dauert eine Fahrt, sie nehmen den Zug. Aktuell muss Julian einmal alle vier, fünf Wochen in die Schweiz, um weitere Behandlungen zu bekommen. Wie lange man das noch in einem derart straffen Rhythmus machen muss, lässt sich schwer abschätzen.

Julian Sackl (2.v.l.) mit Eltern und Bruder Max, aus St. Salvator, braucht medizinische Hilfe in der Schweiz
Die Eltern Oswald und Stefanie Sackl mit Julian und Maxi © Gert Köstinger

Benefizkonzert Ende August

All das lässt sich freilich nicht mit Luft und Liebe finanzieren. Eine Reise in die Schweiz, die in der Regel etwa vier Tage dauert, kostet der Familie zwischen 1000 und 1500 Euro. Bisher hat man für Julians Behandlungen etwa 80.000 Euro aufgebracht. Ohne die Unterstützung von zahlreichen Mitmenschen hätte die Familie diese finanzielle Last nicht stemmen können. „Wir hatten immer die Angst, dass irgendwann Tag X kommt, an dem wir sagen müssen, wir können uns die Behandlung in der Schweiz nicht mehr leisten“, sagt Sackl mit einem nachdenklichen Blick. „Aber die Hilfsbereitschaft von so vielen Menschen über die vergangenen Jahre war einfach gigantisch, dafür sind wir unendlich dankbar.“

Ihre Teile dazu beitragen möchten auch der Verein „Angeli“ mit Obmann Bernhard Wallner und die St. Veiter Frauen im Bürgerkleid. Gemeinsam haben sie ein Benefizkonzert für Julian und die Familie auf die Beine gestellt, das am Freitag, dem 29. August, um 20 Uhr im St. Veiter Rathaushof über die Bühne geht. Musikalisch unterhalten wird der 17-jährige Pianist Elias Keller.

Julian wird jedenfalls tapfer weiter um sein Augenlicht kämpfen, wie er es schon immer getan hat. Mit einem Lächeln im Gesicht. Mit Lebensfreude. Mit seiner Freude an der Landwirtschaft und bald auch mit der Schule, deren Start er kaum noch erwarten kann. Und natürlich mit seiner starken Familie.