Sirenen heulen, Blaulichter blitzen, Menschen schreien um Hilfe. Was am 27. September auf dem Gelände der Firma Liebherr in Lienz nach einem realen Unglück aussah, war zum Glück nur eine Übung – aber eine, die es in sich hatte. Gemeinsam mit den Feuerwehren Lienz, Nußdorf-Debant und der Betriebsfeuerwehr Liebherr wurde ein komplexes Großschadensereignis realistisch nachgestellt. Unterstützt wurden die Einsatzkräfte vom Einsatzleiter der ÖBB sowie vom Roten Kreuz Kärnten und dem Weißen Kreuz Innichen.
Die Übungsannahme war drastisch: Ein Personenzug entgleist nach einer Weichenfehlfunktion, rast in das Be- und Entladehaus des Werks und reißt mehrere Waggons mit. Menschen werden verletzt, eingeklemmt oder verschüttet. Doch die Lage spitzt sich noch weiter zu – ein Lkw-Fahrer erleidet einen Herzinfarkt, prallt in die Überdachung des Entsorgungshofes und löst eine Explosion aus. Über 35 „Verletzte“ – teils realistisch geschminkt, teils in psychischem Ausnahmezustand – mussten von den Einsatzkräften erfasst, versorgt und abtransportiert werden.
Teamarbeit unter Druck
Insgesamt 72 Helfer des Roten Kreuzes Osttirol waren im Einsatz – unterstützt von 13 Rettungswagen, davon acht aus Osttirol, zwei des Weißen Kreuzes Innichen und drei aus Kärnten. Dazu kamen Katastrophenschutzfahrzeuge. Sogar mehrere Notarzthubschrauber – C1, RK1, Christophorus und Pelikan 1 – wurden in die Übung einbezogen, um die Realität so nah wie möglich zu treffen.
Eingeklemmte Personen, Brand- und Amputationsverletzungen, Kreislaufstillstände – die Helfer wurden an ihre Grenzen geführt. Besonders gefragt war die rasche Ersteinschätzung der Verletzten sowie die Kommunikation zwischen den einzelnen Organisationen. Trotz des enormen Drucks blieben die Abläufe strukturiert, die Zusammenarbeit funktionierte reibungslos – ein Beweis für die hohe Einsatzbereitschaft der Osttiroler Einsatzkräfte.
Im Abschlussgespräch zeigten sich alle Verantwortlichen zufrieden. „Die Organisation und Vorbereitung dieser Übung waren mit großem Engagement und erheblichem Arbeitsaufwand verbunden. Das Personal hat die Aufgaben hervorragend gemeistert. Natürlich gibt es in einzelnen Bereichen noch Verbesserungspotenzial, auf das wir bei der nächsten Übung gezielt eingehen werden“, fasste Bezirksrettungskommandant Reinhard Stotter zusammen.
Ein besonderer Dank ging an die Firma Liebherr für die Bereitstellung des Geländes und die Verpflegung, ebenso wie an Übungsleiter Franz Köll und sein Team, die unzählige Stunden in Planung und Koordination investiert haben.