Am Dienstag war es so weit: Kärnten erlebte eine absolute Premiere beim Neubau einer Autobahnbrücke. Ab 9 Uhr Früh begann das beauftragte Bauunternehmen damit, das Tragwerk des 600 Meter langen Talübergangs Steinbrückenbach, knapp zwei Kilometer nördlich von Spittal, um die ersten drei Meter in die Luft zu heben. Dieser Vorgang dauerte rund drei Stunden. Danach erfolgten Adaptierungsarbeiten an den bis zu 18 Meter hohen Hebepfeilern. Der zweite Teil des Hebevorgangs, mit dem das Tragwerk auf die Zielhöhe von sechs Metern gehoben wird, soll am Mittwoch abgeschlossen sein. Dadurch dient es in Folge als so genannte Rüstkonstruktion für die Errichtung eines neuen Brückentragwerks.

Die Vorbereitungen für diese Baumethode dauerten mehrere Monate. Die Brückenpfeiler wurden entsprechend adaptiert. Die für den Hebevorgang erforderlichen Hebevorrichtungen, beziehungsweise Hebepfeiler, wurden auf eigens angebauten Konstruktionen montiert und sind den Verkehrsteilnehmenden schon seit Längerem beim Vorbeifahren ins Auge gestochen.

Das gesamte Tragwerk wird mit hydraulischen Pressen sechs Meter angehoben und danach speziell gesichert. „Ein 600 Meter langes Tragwerk so anzuheben und als Rüstkonstruktion für den Neubau zu verwenden, ist eine Premiere in Österreich“, betonten Andreas Fromm und Alexander Walcher, Geschäftsführer der Asfinag Bau Management GmbH bereits im Februar. Bautechnisch sei das 70-Millionen-Euro-Projekt eine besondere Herausforderung.

Auf den Brückenpfeilern wurde entsprechende Hebevorrichtungen montiert
Auf den Brückenpfeilern wurde entsprechende Hebevorrichtungen montiert © Asfinag

Die Methode ist nicht nur besonders spektakulär, sondern auch innovativ und nachhaltig. „Wir wollen neue Maßstäbe beim nachhaltigen Bauen setzen. Mit dieser Bautechnik sparen wir die Produktion sowie den An- und Abtransport eines
speziell gefertigten Rüstträgers“, sagt Asfinag-Vorstand Hartwig Hufnagl. Und weiter: „Wir brauchen fast 1000 Tonnen Stahl weniger und können auch viele Materialtransporte vermeiden.“ Den Auftrag führt eine österreichisch-italienische Arbeitsgemeinschaft bestehend aus den Firmen ICM construction, F-PILE und ICM SpA durch.

„Diese außergewöhnliche Leistung gegenüber herkömmlichen Baumethoden gelingt nur mit einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit aller Beteiligten“, sagt F-PILE-Geschäftsführer Günter Keuschnig. „Für Brückenbauer ist das ein Highlight, es ist eine innovative Bauweise mit modernster Hebetechnik und Logistik für eine sensible Konstruktion und das bei schwierigsten Umgebungsbedingungen.“

Fertigstellung der Brücke 2027

Die erste neue Brücke in Fahrtrichtung Villach soll bis Mitte 2025 fertig und befahrbar sein, danach erfolgt der Neubau der zweiten Brücke auf der Richtungsfahrbahn Salzburg auf die idente Art und Weise. Die Fertigstellung ist für 2027 vorgesehen. Der Talübergang Steinbrückenbach, auch L 43 genannt, wurde 1975 errichtet, der Neubau der Tragwerke ist daher erforderlich. Die Bauarbeiten begannen im März des Vorjahres, wobei in der ersten Phase die Brücke in Fahrtrichtung Salzburg „ertüchtigt“ wurde, damit diese Brücke den gesamten Verkehr, also bis zu zwei Fahrstreifen je Richtung, tragen kann.
Im folgenden Video der Baufortschritt im Zeitraffer: