Wenn man auf die Vergangenheit zurückblickt, gab es den Brauch, den bereits aufgestellten Maibaum beispielsweise vom Nachbardorf zu stehlen. „Dann hat man den Maibaum ausgelöst. Danach brachte man ihn wieder zurück“, weiß Armin Eberhard, Obmann der Kulturgemeinschaft St. Margarethen, die hinter der Organisation des Maibaums in St. Margarethen steht. Doch was aktuell im Lavanttal und dem Bezirk Völkermarkt passiert, hat für die Organisatoren nichts mit Brauchtum zu tun. Mehrere Maibäume wurden willkürlich umgesägt. „Für mich hat das nichts mit Tradition zu tun, es ist einfach nur Blödsinn“, ärgert sich Erich Guggi, Obmann der Vereinegemeinschaft St. Michael. Denn der Maibaum in St. Michael steht direkt neben der Kirche, einem Vereinsgebäude oder einer unübersichtlichen Kurve. „Wenn dort jemand reinfährt kann viel passieren“, nennt Guggi einen weiteren Grund für seinen Ärger.

Zur Tradition gehörte es mancherorts in der Geschichte dazu, dass der Maibaum bewacht wird. Das ist heutzutage kaum mehr möglich. „Solange ich mich erinnern kann, wurde der Baum bei uns nie bewacht. Bis vor zwei Jahren, als das zum ersten Mal passiert ist, hatten wir keine Probleme“, ergänzt Guggi. Der Obmann versteht auch die Stimmen nicht, die solche Taten verharmlosen: „Solche Leute wissen nicht, wie viel ehrenamtliche Arbeit, Zeit und Engagement dahinterstecken. Hinzu kommt, dass es eine Sachbeschädigung ist, die ich auch bei der Polizei zur Anzeige gebracht habe.“ Die Enttäuschung sitzt beim Verein tief, weshalb die Zukunft des Maibaums in St. Michael ungewiss ist. „Wir werden diesen Fall bestimmt im Verein noch diskutieren. Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich es jedoch nicht mehr machen“, betont Guggi. Das traditionelle Maibaumstocken soll nichtsdestotrotz am 13. Juni stattfinden. „Er ist zwar schon gestockt, versteigert wird er trotzdem“, sagt Guggi.

Auch die Kinder der Europaschule St. Michael ob Bleiburg zeigen sich enttäuscht darüber, dass ihr Maibaum in der Nacht zum 1. Mai nicht zum ersten Mal umgesägt wurde. „Einerseits ist es Brauchtum, dass die Bäume bewacht werden müssen weil sie gestohlen oder gefällt werden. Aber unser Baum ist besonders, da er nicht von der Ortsgemeinschaft, sondern von den Kindern aufgestellt wurde“, erklärt Direktor Danilo Katz. Für die Kinder ist es jedes Jahr ein großes Fest, wo auch der Kindergarten und die Kindertagesstätte teilnehmen und den Kranz auch selbst binden. „Der Maibaum hat für uns eine gemeinschaftliche Funktion, wobei die Kinder auch im Unterricht darüber informiert werden, dass dieser ein Symbol für Zusammenhalt ist. Es ist zwar nicht dramatisch, aber symbolisch gesehen schon etwas, was bei den Kindern eine Enttäuschung hervorruft. Die Mitarbeiter vom Bauhof haben in ihrer Freizeit den Maibaum wieder aufgestellt. Es ist zwar gut, dass er wieder steht, ein Sachschaden ist trotzdem entstanden“, ergänzt Katz, der sich auch sicher ist, dass den Tätern bewusst war, dass es ein Maibaum für die Kinder ist.

Nicht unterkriegen lassen sich die Organisatoren für den Maibaum in St. Margarethen. „Wir sind wütend, aber ich habe immer gesagt, dass man uns diese wunderschöne Maibaumfeier nicht nehmen kann. Es ist enttäuschend, da so viele Vereine ehrenamtlich mitarbeiten und durch diese Straftat alles ins Lächerliche gezogen wurde“, betont Eberhard. Solch eine Tat ist jedoch nicht zum ersten Mal passiert. „Wir hatten mehrere Jahre Ruhe und jetzt geht der Spaß wieder von vorne los. Man müsste den Baum so lange bewachen, wie er steht. Denn mittlerweile ist es auch schon mal passiert, dass er erst am 10. Mai gestockt wurde“, ergänzt Eberhard. Der Baum selbst wurde von der Feuerwehr St. Margarethen bald wieder aufgestellt, da er am vergangenen Blaulichttag von der Bergrettung gebraucht wurde. „Es war deshalb blöd, da wir ihn gebraucht haben. Es ist schade, dass es passiert ist, aber der Baum ist nach 20 Minuten wieder gestanden“, sagt Hans Peter Baldauf von der Feuerwehr. Für die Zukunft könnte es andere Optionen geben, um so etwas zu verhindern. „Es gibt mittlerweile technische Mittel um ersichtlich zu machen, wer dabei war“, so Eberhard.