Der Blick vom Weingarten auf der Klagenfurter Seewiese über die Wörthersee Ostbucht ist, nach dem Lindwurm, wohl das Postkartenmotiv der Landeshauptstadt schlechthin. Weniger bekannt sind jene Personen, die seit 20 Jahren dafür sorgen, dass die Früchte der Rebstöcke zu österreichischem Qualitätswein verarbeitet werden: die Stadtwinzer.

"Die Idee, auf der Seewiese Wein anzubauen, geht auf das Jahr 1974 zurück. Damals hat die Stadt Wiesbaden ihrer Partnerstadt Klagenfurt 150 Rebstöcke geschenkt, die dort gepflanzt wurden. Da es in Klagenfurt keine Winzer gab, kümmerte sich das Stadtgartenamt darum. Das hat nicht funktioniert und die Stöcke wurden wieder ausgerissen", erzählt Helmut Unterkofler, langjähriger Sprecher der Stadtwinzer.

Wein als Pachtzins

2003 wurde die Idee wiederbelebt. Der Weinbauverein Vinum Carinthiae, dessen Mitglieder die Stadtwinzer sind, pachtete die 0,7 Hektar große Seewiese von der Stadt und pflanzte 2800 Rebstöcke. Der Mietzins: ein Zehntel des jährlichen Ertrags, abgefüllt in Flaschen. Laut Unterkofler eine "vernünftige Lösung, da die Ernte variiert." Heuer befürchtet man aufgrund des Hagels etwa Einbußen bis zu 75 Prozent.

Die Stadtwinzer finanzieren sich hauptsächlich über den Weinverkauf. In einem guten Jahr werden rund 2500 Flaschen, aufgeteilt auf die Sorten Zweigelt, St. Laurent, Blauburgunder, Merlot, Riesling, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Weissburgunder, abgefüllt. Jeder der aktuell sieben Stadtwinzer ist für eine bestimmte Anzahl von Rebstöcken zuständig, hat seinen eigenen Weinkeller und seine eigenen Geräte. "Da kann es schon vorkommen, dass es von einer Weinsorte vier verschiedene Geschmacksrichtungen gibt", sagt Unterkofler.

Quereinsteiger willkommen

Der Preis pro Flasche beträgt 10 Euro, Rotweine können, je nach Reifedauer, bis zu 15 Euro kosten. Hauptabnehmer ist "Delikatessen Jäger" am Kreuzbergl, zudem werden rund 150 Privatkunden beliefert. "Wir führen ein gemeinsames Kassenbuch, in dem wir die Einnahmen und Ausgaben je Winzer aliquot berechnen. Außerdem legen wir 2000 Euro pro Jahr in einen Reparaturfonds." Ein weiteres Standbein sind Weingartenführungen (siehe Faktbox).

Seit der Gründung vor 20 Jahren waren 20 Winzer bei den Stadtwinzern aktiv, Quereinsteiger sind herzlich willkommen. "Interessenten müssen ein Probejahr und eine weinbauliche Ausbildung im Lavanttal absolvieren. Teilweise haben die Leute eine romantisierte Vorstellung vom Weinbau, wenn sie feststellen, dass Arbeit dahintersteckt, hören sie wieder auf", erklärt Unterkofler. Insgesamt investieren die Stadtwinzer jährlich 1000 Arbeitsstunden in den Weingarten.

Vom 7. bis zum 9. September ist das Kollektiv Teil des Kärntner Winzerfestes in der Osterwitzgasse. Die Weine können am Stand gekauft und verkostet sowie in den teilnehmenden Lokalen, wie dem Wirtshaus "Zum Heiligen Josef", bestellt werden.