"Es ist erfüllend, wenn man auf diese Art und Weise wertgeschätzt wird", beschreibt Günter Walko seine Tätigkeit im Lerncafé Concordia lächelnd. Das Lerncafé ist ein kostenloses Angebot, wenn kein Geld für Nachhilfe vorhanden, die Wohnsituation ungeeignet für das Lernen ist oder die Deutschkenntnisse des Kindes für den Schulerfolg noch nicht ausreichen. Zwei- bis dreimal die Woche (vor wichtigen Prüfungen auch täglich) ist der Pensionist als freiwilliger Helfer vor Ort und hilft den anwesenden Schülerinnen und Schülern – sei es bei den Hausaufgaben, Referaten, in der Rechtschreibung oder Grundkenntnissen in Mathematik.

2009 ging der Lehrer für Geschichte, Geografie und Politische Bildung in Pension – und das nicht besonders gerne. Günter Walko liebte es zu lehren und war seines Zeichens der Begründer des auf Schul-, Landes- und Bundesebene abgehaltenen Quiz-Wettbewerbs für Politische Bildung. Dann der Pensionsschock. Walko engagierte sich bei der Bildungsdirektion und organisierte schließlich auch durch die komplette Organisation des Wettbewerbs. Doch irgendwie wurde es ihm zu viel und er legte alle Funktionen und Ämter zurück.

Genau das Richtige für ihn

Damit brachen dem Pensionisten auch die sozialen Kontakte weg. Im Sommer 2021 besuchte Günther Walko schließlich das Caritas-Zentrum in der Hubertusstraße. Dort hatte man dann das Richtige für ihn: das Lerncafé Concordia. Als Lehrer für Geschichte und Geografie dachte er vorerst, er würde nicht von großer Hilfe sein. Ein großer Irrtum. "An meinem ersten Probetag sah ich ein junges Mädchen Französisch lernen. Ich habe mich nur ein wenig mit ihr unterhalten und war aufgrund meiner Aufenthalte in Frankreich doch ein wenig von Hilfe."

Als ehemaliger Pädagoge konnte er sich auch taktisch und psychisch den Problemen und Ängsten der Kinder vor Prüfungen und Referaten annehmen, auch wenn er darauf hinweist, dass es im Vergleich zu seiner Zeit als Lehrer große didaktische Unterschiede gibt: "Den Inhalt des Gelernten zu verstehen ist essenziell. Ein Kind könnte alle Kaiser von Österreich aufzählen, ohne zu wissen, was ein Kaiser überhaupt ist. Das ist nicht zielführend, weswegen ich immer nachfrage, ob das gelernte auch verstanden wurde", erklärt er.

Da er auch immer persönlich für die Kinder da ist, erfreute er sich schnell großer Beliebtheit. Und auch Günter Walko, zum ersten Mal konfrontiert mit den Geschichten und Hintergründen der Flüchtlingskinder, hat im letzten Jahr vieles gelernt. "Leider ist niemand vorurteilsfrei, ich war es auch nicht. Ich habe aber gelernt, die beste Methode um Vorurteile loszuwerden ist, die betreffenden Personen kennenzulernen. Ich bin froh auch mit 75 Jahren noch nicht ausgelernt zu haben und würde es mir auch nicht anders wünschen", erklärt er am Ende.