"Wassern!" Dieses Kommando hört man auf der Turracher Höhe in diesen Tagen vor allem am Vormittag und in den Nachtstunden. Die Anweisung ist der Startschuss für den Sprung ins eiskalte Wasser des zugefrorenen Turracher Sees. An einem Eisloch folgt der Einstieg zur Unterwasserwelt. Neun Kampfschwimmer des Jagdkommandos und Pioniertaucher sowie drei deutsche Bundeswehrtaucher üben eine Woche lang gemeinsam mit der Österreichischen Wasserrettung im Turracher See.

Eine große Herausforderung sowohl in mentaler, intellektueller als auch physischer Sicht für die voll durchtrainierten Spezialisten des Jagdkommandos, einer in Wiener Neustadt stationierten Spezialeinheit des Österreichischen Bundesheeres. Nicht nur die Übungen bei absoluter Finsternis in den Nachtstunden stellen an die Taucher extreme Anforderungen. Tatsächlich müssen die Taucher bei geringer Sichtweite für längere Zeit im eiskalten Wasser arbeiten. Einzige Verbindung zur Außenwelt bleibt ein kleines Ein- und Ausstiegsloch. Rund 20 Meter tief tauchen die Soldaten in den See.

Enorme Belastungen für Mensch und Ausrüstung
Enorme Belastungen für Mensch und Ausrüstung © Gert Köstinger
Der Ein- und Ausstieg ist nicht überall möglich
Der Ein- und Ausstieg ist nicht überall möglich © Pusch/Bundesheer

Schon seit Jahren hält das Bundesheer auf dem Turracher See seine Übungen ab. Als zentraler Punkt dient dabei das Romantik-Hotel Jägerwirt, wo das Trainingsteam auch die Infrastruktur, wie etwa die Garagen, nutzen kann. Für die erprobten Taucher ist das Eistauchen die "Königsdisziplin" – schließlich arbeitet man hier unter extremen Bedingungen.

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Die Tauchausrüstung wird in einem Zelt vorbereitet
Die Tauchausrüstung wird in einem Zelt vorbereitet © Gert Köstinger

"Bei eisigen Temperaturen absolvieren unsere Soldaten 140 Tauchgänge bis zu 40 Minuten pro Woche. Beim Eistauchen wird die Funktionstüchtigkeit des Gerätes unter extremen Bedingungen überprüft. Geübt werden Suchen, Bergungen und Arbeiten unter Eis, im etwa zwei Grad kalten Wasser, bei Tag und bei Nacht. Die Herausforderungen bei diesen Tauchgängen sind die hohe Lage des Sees auf knapp 1800 Meter Seehöhe, die Kälte und die physiologischen Auswirkungen auf den Körper", sagt Ausbildungsleiter Michael Novotny, Hauptlehroffizier der Tauchgruppe im Jagdkommando.

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Das fordert auch die Anwendung von bestimmten Vorsichtsmaßnahmen und Vorbereitungen in Bezug auf den Druckunterschied nach dem Verlassen des Wassers durch die Taucher in diesen Höhenlagen. "Das Jagdkommando ist klassisch zu Lande, im Wasser und in der Luft tätig. Im Turracher See werden neben Rettungs- und Bergeverfahren auch Arbeiten unter Wasser trainiert. Der Ausbildungsstandard unserer Kampf- und Pioniertaucher kann sich international sehen lassen. Diese Übungen unter Extrembedingungen tragen zum hohen Standard unserer Taucherinnen und Taucher bei. Tauchen ist für viele faszinierend, Eistauchen ist nochmals eine Klasse für sich. Unter Wasser muss jeder Handgriff sitzen und die Ausrüstung sämtlichen Widrigkeiten trotzen – die Eisdecke am See bietet zudem noch eine gewisse psychische Belastung, da ein Auftauchen nicht überall möglich ist", konnte sich auch Brigadier Philipp Ségur-Cabanac, Chef des Jagdkommandos, persönlich bei einem Besuch auf der Turrach überzeugen.

Brigadier Philipp Ségur-Cabanac, Chef des Jagdkommandos
Brigadier Philipp Ségur-Cabanac, Chef des Jagdkommandos © Gert Köstinger
Michael Novotny, Hauptlehroffizier der Tauchgruppe im Jagdkommando
Michael Novotny, Hauptlehroffizier der Tauchgruppe im Jagdkommando © Gert Köstinger