Der Vorstoß wird in der Mountainbikeszene bereits kontrovers diskutiert, bevor er in die Umsetzung geht. Die Tourismusregion Villach – Faaker See – Ossiacher See plant Gebühren für die Nutzung der heimischen Mountainbike-Trails. Gewachsen ist die Idee, da massiv in den Ausbau von Radstrecken und Pumptracks investiert wurde. "Die Trails zu warten und zu pflegen, ist intensiv und das kostet", begründet Geschäftsführer Georg Overs.

Wie kann ein Ticketsystem für Biker funktionieren? Im Prinzip wie beim Langlaufen und angelehnt an Biker-Zahlsysteme in Niederösterreich oder dem Burgenland. "Wir sind gerade erst am Beginn der Planung und es ist nichts beschlossen. Ablaufen könnte das aber wie beim Langlaufen. Es gibt Ticketsysteme bei den Trails, kontrolliert wird stichprobenartig", sagt Overs. Im Gespräch ist ein Tarif von rund zehn Euro pro Tag, auch Saisonkarten soll es geben.

Einführung von Gebühren berechtigt

Auch Kärntens Radkoordinator Paco Wrolich kann die Einführung von Nutzungsgebühren nachvollziehen: "Die Trails, die von Profis gebaut werden, kosten in der Errichtung und in der Pflege viel Geld." Der frühere Radprofi, Trainer und Präsident des Kärntner Radsportverbandes verweist auch darauf, dass Nutzungsgebühren vor allem in Südafrika und Amerika ganz normal seien.

Paco Wrolich, Radkoordinator bei der Kärnten-Werbung
Paco Wrolich, Radkoordinator bei der Kärnten-Werbung © Fuga 300/kk

Als Familienvater spricht er sich aber klar gegen eine Gebühr für Kinder aus: "Kinder sollen zur Bewegung bewegt werden." Allein schon im Sinne der Gesundheit.

Unterschiedliche Ansichten in der Bikerszene

Unter Sportlern sind die Meinungen unterschiedlich. "Wenn es etwas kostet, werden sicher einige wieder auf illegale Trails ausweichen. Ich finde das kontraproduktiv. Wie will man Biker dazu bewegen, legale Strecken zu benutzen, wenn es dann erst etwas kostet", sagt ein leidenschaftlicher Trailbiker skeptisch.

Am Faaker See wird das Trailangebot 2023 um neun Trails erweitert
Am Faaker See wird das Trailangebot 2023 um neun Trails erweitert © (c) mpecsi/kk

Ein anderer, der weltweit auf Trails unterwegs ist, steht der Idee keineswegs negativ gegenüber: "Wenn ich in Kanada in einem der riesigen Trailparks ohne Aufstiegshilfe fahre, muss ich auch bezahlen. Da wird man schon schief angeschaut, wenn man kein Pickerl am Bike hat, das die Zahlung der Nutzungsgebühr belegt." Ein Saisonticket kostet zwischen 20 (Kinder) und 120 US-Dollar für die gesamte Familie.

Die Herangehensweise in Kärnten ist unterschiedlich. Auf der Simonhöhe waren 2022 für die reine Nutzung der Trails zwischen 4,90 (Kinder bis 5 Jahre) und 9,90 Euro pro Tag zu bezahlen. Nehmen Biker auch den Lift in Anspruch, waren zwischen 19,90 für Kinder und Jugendliche und 24,40 für Personen ab 16 Jahren fällig. Im Bikepark Petzen kostete die Tageskarte mit Radtransport am Lift bisher zwischen 22 und 39,50 Euro pro Person. Am Nassfeld ist die reine Trailnutzung kostenlos, ein Tagesticket mit Biketransport gab es 2022 um 23 bis 38 Euro. Ebenfalls keine Trailnutzungsgebühren gibt es am Weißensee, Kosten fallen auch dort nur an, wenn man den Lift als Aufstiegshilfe nutzt.

Am Nassfeld ist die reine Nutzung der Trails kostenlos. Wenn man aber den Lift als Aufstiegshilfe nutzt, muss man zahlen
Am Nassfeld ist die reine Nutzung der Trails kostenlos. Wenn man aber den Lift als Aufstiegshilfe nutzt, muss man zahlen © (c) JOHANNES LEITNER/kk

Ähnlich gestaltet sich das Angebot in Bad Kleinkirchheim. Die reine Trailbefahrung ist kostenlos. Für Tagestickets für Lift und Bike waren zuletzt zwischen 25,20 und 42 Euro zu bezahlen. Auf der Turracher Höhe zahlte man im Vorjahr für das Tagesticket (Lift und Bike) von 20,50 (Kinder und Jugendliche) bis 34 Euro (Erwachsene). Reine Trailtickets sind nicht vorgesehen. Für Vielfahrer gibt es auch die Option der Bike Card Kärnten. Mit dieser ist die Nutzung der Trails am Nassfeld, am Weißensee, auf der Turracher Höhe, auf der Petzen und in Bad Kleinkirchheim möglich. Saisonkarten für alle Gebiete kosteten im Vorjahr zwischen 229 und 382 Euro, auch Mehrtagestickets sind erhältlich. Eine künftige Kooperation und Aufnahme sei auch für die Tourismusregion Villach denkbar.

Die Nutzung der Trails (hier am Ossiacher Tauern) könnte künftig etwas kosten
Die Nutzung der Trails (hier am Ossiacher Tauern) könnte künftig etwas kosten © (c) mpecsi/kk

Blick über Kärntens Grenzen

Auch der Blick über Kärntens Grenzen zeigt, dass Gebühren zum Geschäft gehören. So ist im Wechselgebiet in Niederösterreich (Wexl Trails) eine Gebühr fällig. Nur für die reine Nutzung der Trails zwischen 7,50 (Kinder) und 9,50 Euro Erwachsene pro Tag. Mit Liftticket zwischen 28 und 35 Euro. In Deutschland sind Gebühren in Trailparks ohne Aufstiegshilfe ebenso keine Ausnahme. Im Bikepark Rabenberg kostet etwa ein Tagesticket zwölf Euro, eine Saisonkarte 80 Euro. Kinder bis 12 Jahre können kostenlos dort biken.

Im Gegensatz zu großen Bikeparks wie etwa in Leogang (Salzburg), wo die Seilbahnbetreiber auch für den Bikepark zuständig sind und seit mehr als 20 Jahren Lift- und Nutzungsgebühren einheben, ist in der Region Villach der Tourismus für die Erhaltung der Trails zuständig.

650.000 Euro werden investiert

Wie viel der Tourismus mit der Gebühr einnehmen würde, lasse sich nur schwer einschätzen, da noch keine Zahlen zur Mountainbike-Nutzung vorliegen. Auch die Preise für Tages- oder Saisonkarten stehen laut Overs noch nicht fest. Allein heuer sollen in den Bikesektor aber rund 650.000 Euro investiert werden, neun neue Trails werden etwa in den Karawanken geschaffen.

Dass es im Lager der Biker beim Thema Nutzungsgebühr unterschiedliche Fraktionen gibt, sehe Overs nicht als Hindernis: "Das große Ziel ist es, den Tourismus weiterzuentwickeln. Und wo gehobelt wird, da fallen eben auch Späne."