Das investigative regionale Nachrichtenportal Kranjska trma (Deutsch: Krainer Sturheit) deckte bisher nicht öffentlich bekannte Pläne für ein Wintersportzentrum im slowenischen Jošt, oberhalb von Kranj auf. Auf einer 20 Hektar großen Fläche sollen Restaurants, Hotels und sogar eine – 160 Meter lange und zwischen 40 und 60 Meter breite – überdachte Skipiste in bisher unberührter Natur entstehen. Protokolle der Gemeinde, die "Trma" veröffentlichte, sollen belegen, dass an dem "geheimen Projekt" im Rathaus seit zumindest 2020 gearbeitet wurde.

Wer steckt dahinter?

Wer hinter dem mehr als 100 Millionen Euro teuren Projekt stehen soll, ist unbekannt, ein Projektwerber wird in den Mitschriften namentlich nicht angeführt, lediglich ein Planungsbüro wurde in den Protokollen vermerkt. Anfragen von Trma an die Gemeinde Kranj, wer der Projektwerber sei und woher das Kapital stamme, blieben unbeantwortet. Sogar Informacijski Pooblaščenec, die staatliche Schutzstelle für Presse- und Informationsfreiheit, schaltete sich ein, forderte die Gemeinde auf, die Journalistenanfrage binnen drei Tagen zu beantworten und ihrer gesetzlichen Informationspflicht nachzukommen. Auch diese Frist ließ man im Rathaus vorerst verstreichen.

Im Überschwemmungsgebiet

Informationen lieferten nur die von Trma veröffentlichten Dokumente aus dem Rathaus. In einem vom 25. November 2020 ist zu lesen, dass eine Studie im Auftrag der Gemeinde ergeben habe, dass das geplante Projekt in einem Überschwemmungsgebiet liegen würde. Man habe deshalb vereinbart, dass der Projektwerber die Objekte so planen müsse, dass keine Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser nötig werden. Als Einreichfrist dafür wurde im Schreiben der 12. Dezember 2022 angegeben. Außerdem solle der Projektwerber für Unterstützungserklärungen, unter anderem vom slowenischen Skiverband sorgen. Auch eine Informationskampagne für Wohlwollen unter lokalen Institutionen und Grundstückbesitzern sollte der Projektwerber in die Wege leiten. Und zwar noch bevor die Gemeinde – geplant war der März dieses Jahres – mit dem Projekt an die Öffentlichkeit gehen würde.

Widerstand formiert sich

Nach jetzigem Stand scheint dieser Plan misslungen. Kritik an den intransparenten Vorgängen im Rathaus kommt etwa vom Tourismusverband Besnica (Turistično društvo Besnica). Auch eine Bürgerinitiative, die sich Wächter der Umwelt von Besnica (Civilna iniciativa Varuhi okolja Besnica) nennt, hat sich gebildet und am Dienstag eine Online-Petition gegen das Wintersportzentrum gestartet. Die Initiatoren schreiben darin: "In der Umgebung haben wir mehr als genug Skigebiete, aber nur mehr wenig unangetastete Natur. Lassen wir diesen Eingriff in unsere Umwelt durch ausländisches Kapital und Obrigkeit nicht zu." Die Bürgerinitiative erinnert an das Beispiel von Hoče, wo man wertvolles Ackerland für eine kürzlich stillgelegtes Magna-Werk umgewidmet habe und warnt vor "den Gefahren fremder Investoren für die lokale Bevölkerung".

Gemeinde bezieht Stellung

Nachdem innerhalb von zwei Tagen mehr als 1000 Menschen die Petition unterschrieben haben, griffen am Mittwoch auch andere slowenische Medien das Thema auf. Auf Anfrage von 24ur.com teilte die Gemeinde am Donnerstag, mit: "Es wird die Möglichkeit einer Sportanlage im Raum Besnica geprüft. Man hat interne Vorbereitung für eine Änderung der Raumplanungsordnung eingeleitet, befindet sich aber noch in der Vorbereitungsphase für eine öffentliche Kundmachung. Derzeit werden noch Gutachten erstellt und es gibt auch keine Investoren für das Projekt. Der Wert des Projekts selbst hängt von vielen Faktoren ab, eine genauere Einschätzung kann die Gemeinde daher nicht abgeben."

Dass man sich erst in der Vorbereitungsphase befinde, dem widerspricht zumindest ein anonymer Informant, der gegenüber 24ur.com gesagt haben soll: "Seit einem Jahr wird über das Projekt gesprochen, eine Art Vision für ein 'besseres Morgen'. Der Bürgermeister (Anm: Matjaž Rakovec) stellt das Projekt persönlich vor und es werden bereits Grundstücke gekauft. Den Eigentümern wird, wer weiß was versprochen".