In Italien freuen sich die Kinder am 5. Jänner auf eine Hexe, die Weihnachtshexe Befana, die ihnen ihre Geschenke bringt. Denn anders als in Österreich gibt es dort die Bescherung erst an diesem Tag und nicht schon am 24. Dezember. In Grado ist das etwas anders. Dort sind die Hexen, die am 5. Jänner ihren großen Auftritt haben, gefürchtet.
Es handelt sich dabei um die Varvuole, die Meereshexen, die bei Sonnenuntergang auf traditionellen Langbooten im alten Hafen ankommen. „In Mäntel aus Fischernetzen gehüllt, mit Draht als Haaren, hölzernen Beinen, langen spitzen Zähnen und glühenden Augen betreten sie unter gellenden Schreien und wilden Tänzen das Festland“, erklärt das Consorzio Grado Turismo.
Einer alten Legende nach wollen diese Hexen die unartigen Kinder stehlen. Doch um Haus und Familie zu schützen, wehren sich die Gradeser mit aller Kraft und verteidigen sich mit ganzen Knoblauchzöpfen und Kruzifixen, wenn nötig auch mit Weihwasser und Gebeten. In Grado hatte man früher nach altem Volksglauben die Türschnallen mit Knoblauch eingerieben, um böse Geister und Unheil fernzuhalten.
Angst vor Piraten
Der Brauch, der heute noch als großes Schauspiel inszeniert wird, hat historische Wurzeln: „Die Legende geht auf eine reale historische Bedrohung zurück. Die Uskoken, kriegerische Piraten aus Dalmatien, suchten im 16. und 17. Jahrhundert die Adriaküste heim.“ Im Volksglauben verwandelten sich diese mit der Zeit in Meereshexen.
Als Schauspiel inszeniert
Heute kehren die Varvuole jedes Jahr nach Grado zurück. Die Prozession beginnt am 5. Jänner um 17.45 Uhr am Porto Mandracchio mit der Ankunft der Varvuole und führt durch das historische Zentrum von Grado mit thematischen Stationen und Performationen, wie einem Salz- und einem Feuertanz, einem Chorauftritt und einer Abschlussshow. Organisiert wird die Veranstaltung von Vivace Eventi unter der künstlerischen Leitung vin Cristina Rovis und der Mitwirkung zahlreicher lokaler Vereine.