In Kroatien werden am Freitag der Lebensmittelhandel, Drogerien und Tankstellen wegen der anhaltenden Teuerung boykottiert. Die Boykottaufrufe für den 24. Jänner begannen Ende letzter Woche, nachdem erneut Preiserhöhungen angekündigt wurden. Im Durchschnitt sollen die Preise um drei Prozent angehoben werden, kündigte der Handel an.

Die Initiative zum Boykott der Geschäfte verbreitete sich über die Facebook Gruppe der Verbraucherplattform Halo, wo man betonte, dass man mit dem Boykott nicht das Land schädigen, sondern die Preise zugunsten der Verbraucher drücken wolle. Der Aufruf scheint erfolgreich, großteils zeigen sich die Geschäfte in Kroatien am Freitag menschenleer.

Lebensstandard gefährdet

„Es zeigt, dass eine Initiative von Bürgern Einfluss auf das Marktgeschehen haben kann. Die Resonanz auf die Kampagne ist groß und wird auch von einzelnen Politikern unterstützt“, erklärt Josip Klemen, von der Plattform Halo. Auch Ana Knežević, Leiterin des kroatischen Verbraucherschutzverbandes, wies gegenüber dem kroatischen Fernsehen HRT darauf hin, dass es gut sei, dass die Verbraucher endlich aufstehen und sich organisieren würden. Auch die Gewerkschaften unterstützten den Boykott: „Der Preisanstieg ist mittlerweile unerträglich und gefährdet den Lebensstandard in Kroatien“.

Die Aktion wurde nicht nur von der Opposition, sondern auch von einigen Politikern der Regierungsparteien unterstützt. Auch mehrere Minister riefen dazu auf, sich dem Boykott anzuschließen. Unter ihnen auch Wirtschaftsminister Ante Šušnjar, was wiederum für Verwunderung und Kritik sorgte, da er in seiner Funktion die Instrumente haben sollte die Preisexplosion zu stoppen oder zumindest einzubremsen, heißt es von der Oppositionsbank.

Teuerung

Im Rahmen von Maßnahmen zur Eindämmung des Preisanstiegs hatte die kroatische Regierung noch im vergangenen September eine Preisobergrenze für 30 Gruppen von Lebensmitteln und Körperpflegeprodukten verlängert. Derzeit wird von der Regierung eine überarbeitete Liste der preislich limitierten Produkte erstellt, die auf 50 Produktgruppen erweitert werden soll

Das kroatische Portal net.hr hat einen Vergleich zwischen heutigen Preisen und Preisen von vor drei Jahren durchgeführt. Weichspüler kostete vor drei Jahren noch etwa 2,9 Euro, mittlerweile sind dafür 4,9 Euro fällig. Ein Kilogramm Hähnchenbrust kostete 2022 vier Euro, heute sieben Euro. Der Milchpreis stieg etwa um ein Viertel.

Auch mehrwöchige Boykotte möglich

Obwohl Finanzexperten den Erfolg des eintägigen Boykotts im Vorfeld bezweifelten, deuten die leeren Geschäfte am Freitag darauf hin, dass er durchaus Wirkung zeigen könnte. Unterdessen kündigten Verbraucherverbände schon an, dass sie den Boykott ausweiten werden, wenn die gewünschten Ergebnisse damit nicht erreicht werden. Auch mehrwöchige Boykotte einzelner Händler wurden angedroht.