Drogenermittler Gottlieb Schrittesser hat schon einiges erlebt. Jeder Dealer hat schließlich seine eigene Masche. "Aber so konkrete Öffnungszeiten sind mir im Suchgifthandel noch nie untergekommen", sagt der Leiter der Suchtgiftgruppe im Stadtpolizeikommando Klagenfurt.

Nach monatelangen Ermittlungen haben Beamten des Kriminaldienstes beim Stadtpolizeikommando vier Dealer in der Landeshauptstadt ausgeforscht. Sie verkauften ihre Drogen in einer Wohnung in einem Mehrparteienhaus. Laut den Ermittlern hatten die Suchtgifthändler sogar eigens festgelegte Öffnungszeiten und eine Sechs-Tage-Woche. "Der Verkauf der Drogen erfolgte täglich, außer Montag, jeweils von 18 bis 24 Uhr", ist im Polizeibericht zu lesen.

Keine Beschwerden von Nachbarn

Das "Geschäft" lief offenbar gut. "Der Suchgifthandel dürfte jahrelang betrieben worden sein", meint Schrittesser. Nach Aussagen von Belastungszeugen "standen ab 18 Uhr die Abnehmer der Drogen Schlange vor der Wohnungstüre". Beschwerden von Nachbarn habe es jedoch nie gegeben, meint Schrittesser.

Den vier Verdächtigen konnte nun Suchtgifthandel im Rahmen einer kriminellen Vereinigung nachgewiesen werden, heißt es von der Polizei. Bei den mutmaßlichen Dealern handelt es sich um eine Frau und drei Männer. Wobei die Frau die Chefin war. "Eine 56-jährige Rumänin war die Haupttäterin, ein 55-jähriger Nigerianer gilt ebenfalls als Hauptverdächtiger. Er dürfte mit der Frau auf Augenhöhe gearbeitet haben", berichtet Schrittesser. Ein 29-jähriger nigerianischer Staatsangehöriger und ein 28 Jahre alter afghanischer Staatsangehöriger wurden als Komplizen ausgeforscht.

Schusswaffe

Wie flogen die vier Drogenhändler auf? Am 23. September war es in der Wohnung, in der die Drogen verkauft wurden, zu einer gefährlichen Drohung gekommen. Sogar eine Schusswaffe war im Spiel. "Ein Mann wurde in der besagten Wohnung von den verdächtigen Dealern mit einer Schusswaffe bedroht und konnte fliehen", erklärt Schrittesser. Die Folge war ein großer Polizeieinsatz mit mehreren Streifen, der Cobra und der schnellen Interventionsgruppe.

Und im Zuge dieser Amtshandlung wurden in der betreffenden Wohnungen 7000 Euro Bargeld gefunden und jede Menge Drogen: 77 Gramm Cannabiskraut, rund 500 Gramm Kokain, 1,5 Kilogramm Benzodiazepinpulver sowie 27 Gramm Heroin. Der Straßenverkaufswert der sichergestellten Drogen beläuft sich laut Polizei auf 77.000 Euro.

Die vier verdächtigen Personen wurden festgenommen und in die Justizanstalt Klagenfurt überstellt. Schrittesser: "Am Anfang haben sie alles bestritten, mittlerweile sind sie teilweise geständig."