Vier Jahre nach der Tragödie beschäftigt der Absturz des Ethiopian Airline-Fluges 302 nach wie vor die amerikanische Justiz. Die Boeing 737 MAX 8 war am 10. März 2019 kurz nach ihrem Start vom Flughafen Addis Abeba in Äthiopien abgestürzt. 157 Menschen starben. Unter den Todesopfern waren auch drei Ärzte aus Österreich, darunter ein gebürtiger Klagenfurter, sowie ein Pfarrer aus Villach.

Das "Wall Street Journal" berichtete jetzt über eine Gerichtsakte vom 27. Februar 2023. In dem US-Gerichtsverfahren stehen sich Boeing und die Familien von rund 80 Opfern in Illinois, dem ehemaligen Hauptsitz des Unternehmens, gegenüber. Es geht um Schmerzensgeld- und Schadenersatzforderungen. Die Anwälte der geschädigten Familien sind der Ansicht, dass sie auch für das Leid und den Schrecken, den ihre Angehörigen in den Minuten vor dem Aufprall erleiden mussten, entschädigt werden sollten. Boeing sieht das anders, die Anwälte stützen sich auf die Aussagen eines medizinischen Experten. Demnach sei die Maschine so schnell auf dem Boden aufgeschlagen, dass ihr Gehirn gar nicht in der Lage gewesen wäre, Schmerzen zu verarbeiten, bevor die Passagiere starben.

Brisantes Urteil

"Wir haben die schrecklichen Auswirkungen dieses tragischen Unfalles anerkannt und uns im Voraus verpflichtet, jede Familie, die einen Verlust erlitten hat, vollständig und fair zu entschädigen", sagte ein Sprecher von Boeing gegenüber dem "Wall Street Journal". Die Anwälte von Boeing argumentieren jedoch, dass nach dem Gesetz von Illinois Schadensersatz für Absturzopfer nur dann gezahlt werden müsse, wenn "bewusste Schmerzen und Leiden" nachweisbar seien.

Bereits im Oktober 2022 hatte ein US-Gericht in Texas entschieden, "dass es ohne eine kriminelle Verschwörung bei Boeing nicht zu dem Absturz gekommen wäre".