In Kärnten vergeht keine Woche, in der nicht Fälle von Internetkriminalität bekanntwerden. Seit einigen Wochen ist die Polizei wieder vermehrt mit Anzeigen von Sextortion-Fällen konfrontiert. Unter Sextortion versteht man eine Erpressungsmethode, bei der eine Person mit Bild- und Videomaterial erpresst wird, das sie beim Vornehmen sexueller Handlungen an sich selbst und/oder nackt zeigt.

Die anvisierten Opfer erhalten über soziale Netzwerke eine Einladung oder Freundschaftsanfrage von einer ihnen unbekannten, attraktiven Person. "Nach einer Kennenlernphase erfolgt die Aufforderung an das Opfer, in einen Videochat zu wechseln und sich dort nackt zu zeigen, zu masturbieren oder anzüglich zu posieren. Um glaubhaft zu wirken, macht die Person mit betrügerischen Absichten sogar den ersten Schritt, indem sie sich nackt zeigt oder beginnt, sich vor der Zielperson zu befriedigen", wird das Vorgehen in einer Aussendung beschrieben. Manchmal würde die Kommunikation auch ausschließlich in Messenger-Apps stattfinden. Die Betroffenen sollen hier aufreizende Fotos von sich senden, mit denen sie später erpresst werden.

Manipulierte Fotos

Die Täter drohen in der Regel mit der Veröffentlichung der Videos oder Nacktfotos in sozialen Netzwerken oder mit der Übermittlung an die Familie oder Freunde der Betroffenen. Sie nutzen dabei, so die Polizei, die Angst und Scham der Opfer als Druckmittel. Es sind auch Fälle bekannt, in denen die Erpressung stattgefunden hat, obwohl die Betroffenen den Betrugsversuch rechtzeitig erkannt und sich nicht vor der Webcam ausgezogen bzw. keine Nacktfotos verschickt haben. Die vorhandenen harmlosen Videoaufnahmen bzw. Profilbilder des Opfers werden mit gefälschten Aufnahmen sexueller Handlungen manipuliert.

Wie lässt sich nun ein mögliches Sextortion-Profil erkennen?

  • Auf verdächtigen Profilen gibt es meist wenig persönliche Informationen, aber viele aufreizende Fotos.
  • Neue Online-Bekanntschaften wollen rasch in einen Videochat wechseln.
  • Im Videochat beginnt sich das Gegenüber schon nach kurzer Zeit auszuziehen.

Wie kann man sich schützen? Die Polizei gibt folgende Tipps:

Brechen Sie unverzüglich den Kontakt ab, wenn Ihnen das Gegenüber verdächtig erscheint.

  • Sollte ein Kontakt zustande gekommen sein, folgen Sie in keinem Fall den Aufforderungen, sich selbst nackt zu zeigen.
  • Decken Sie Ihre Webcam ab, solange Sie Ihrem Gegenüber nicht vertrauen. Denken Sie daran, dass alles, was Sie vor der Webcam machen, vom Gegenüber aufgezeichnet werden kann.
  • Wählen Sie sichere Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Netzwerken. Je weniger von Ihrem Profil öffentlich einsehbar ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, in das Visier von Sextortion-Erpressern zu geraten.

Sollte jemand Opfer von Erpressern geworden sein, so soll jeglicher Kontakt abgebrochen werden. Jene Personen sollen, wenn möglich, im sozialen Netzwerk blockiert werden. Die Fake-Accounts der Betrüger sollen an die Seitenbetreiber gemeldet werden. "Gehen Sie nicht auf die Forderungen ein und überweisen Sie kein Geld. Das Bezahlen schützt nicht vor einer Veröffentlichung. Oft fordern die Täter nach der ersten Überweisung noch mehr Geld", heißt es in der Aussendung weiter. Relevante Beweismittel, die den Betrug belegen, sollen gesichert werden. Etwa Screenshots des betrügerischen Accounts, das Chat-Protokoll, der E-Mail-Verkehr. Weiters soll der bzw. die Betroffene Anzeige bei der nächsten Polizeidienststelle erstatten. Nur so ist eine strafrechtliche Verfolgung der Erpresser möglich.