Sie besingen "gestählte Körper", "ein Leben für den Kampf" und singen gegen den drohenden "Volkstod", das "Drecksystem" und die "Multikulti-Utopie" an. Sie treten bei (Geheim-)Konzerten vor Hunderten rechtsextremen Fans in vielen Ländern Europas auf. Sie haben beste Verbindungen in die internationale, neonazistische Kampfsportszene. Die Band nennt sich "Terrorsphära" und ihre führenden Köpfe sind Osttiroler. Für den deutschen Sozialwissenschafter und Rechtsextremismus-Experten Robert Claus sind "Terrorsphära" das "musikalische Aushängeschild der Neonazi-Kampfsport-Szene".

Wer hinter "Terrorsphära" steckt, war bislang unbekannt. Denn die Band tritt bei ihren Konzerten, von denen meist nur Sympathisanten und Eingeweihte erfahren, vermummt auf: Maskiert, oft mit Sturmhauben, dazu sportliche, lässige Kleidung, Turnschuhe und Baseball-Kappen. Auch dadurch unterscheiden sie sich klar von anderen rechten Bands. Parolen auf ihren T-Shirts wie "Stärke durch Disziplin" lassen aber keinen Zweifel daran, wohin die ideologische Reise mit den trainierten Nazi-Musikern geht. Ihre Liedtexte und Botschaften in sozialen Medien erst recht nicht.

Vermummt und mit klarer rechter Botschaft: Die Band "Terrorsphära" mit drei Osttiroler Mitgliedern
Vermummt und mit klarer rechter Botschaft: Die Band "Terrorsphära" mit drei Osttiroler Mitgliedern © Facebook/Privat/KK

Nachdem es antifaschistischenOnline-Plattformen gelungen ist, die Bandmitglieder zu identifizieren und die Strukturen dahinter aufzudecken, hat der freie Journalist Christof Mackinger die Recherche ausgeweitet und seine Ergebnisse in der Tageszeitung Der Standard veröffentlicht. Drei der derzeit fünf Mitglieder von "Terrorsphära" stammen laut Mackinger aus dem Bezirk Lienz. Die beiden anderen kommen aus Oberösterreich und aus Deutschland.

Neonazi-Netzwerker

Kopf der Band ist ein 35-jähriger Osttiroler. Er sei aber mehr als nur Gitarrist bei "Terrorsphära", für Mackinger ist er ein "verdeckter Netzwerker der Neonazi-Szene". Einerseits lebt der Mann relativ unauffällig im Bezirk Lienz und zuvor einige Jahre in Deutschland. Andererseits pflegt er beste Verbindungen zu gewalttätigen und gewaltbereiten Nazi-Organisationen und -Netzwerken, wie den Hammerskins und "Blood & Honour".  Auch dem deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) "sind die Mitglieder der seit 2004 in wechselnder Besetzung aktiven deutsch-österreichischen rechtsextremistischen Musikgruppe "Terrorsphära", ihre Hintergründe und Kontakte zu neonazistischen Strukturen und Skinhead-Gruppierungen sowie ins Ausland bekannt". So die Stellungnahme der Verfassungsschützer.

Feste Größe in "Nazi-Welt"

Der Osttiroler ist seit vielen Jahren eine feste Größe in der rechten Szene: Zu Beginn der 2000er-Jahre nahm er laut Mackinger am Rudolf-Hess-Marsch in Bayern und am Ulrichsberg-Treffen in Kärnten teil. Er stand wegen Verstößen gegen das nationalsozialistische Verbotsgesetz und wegen anderer Straftaten mehrmals vor Gericht und wurde auch verurteilt. Oft an seiner Seite, auch auf der Konzertbühne, ein weiterer Osttiroler. Er ist einer der zwei Sänger bei "Terrorsphära" und ebenfalls nach dem NS-Verbotsgesetz verurteilt. Der Mann soll auch Mitglied einer Einsatzorganisation im Bezirk Lienz sein. Der dritte Osttiroler ist derzeit der Gitarrist und Bassist in der Band.

"Wehrhafte Volksgemeinschaft"

Ihnen allen gemeinsam ist eine gewisse Gefährlichkeit, die nicht nur durch ihre Liedtexte zum Ausdruck kommt, sondern auch ihre körperliche Fitness. Die holen sie sich unter anderem in Fitnessstudios und bei einem Sportverein. Dort wird auch mit Messern und Stöcken der Nahkampf geübt, wie Fotos in sozialen Medien zeigen. Für die angestrebte "wehrhafte Volksgemeinschaft" braucht es schließlich die entsprechende Vorbereitung.

Es gilt die Unschuldsvermutung.