Bis zu 29 Grad, Sonnenschein, ein vielleicht letzter Sprung in den See: Der Sommer zeigt sich diese Woche noch einmal von seiner schönsten Seite. Da denken die meisten eher an Eis und eisgekühlte Aperol-Spritzer als an Lebkuchen, Dominosteine und Früchtebrot. Trotzdem gibt es all das aktuell, also Ende August, bereits in den meisten Supermärkten des Landes zu kaufen. Die Nachfrage scheint aber – trotz Aufregung und Protesten auf den sozialen Netzwerken – groß genug zu sein.

Große Vorfreude

„Die Vorfreude unserer Kundinnen und Kunden ist groß“, bestätigt auch die Pressestelle des Discounters Lidl. Hier findet man zwar aktuell noch keine „Weihnachtsprodukte“, aber lange warten müsse man nicht mehr. „Wie im Handel üblich gibt es auch bei uns ab Spätsommer – voraussichtlich ab 11. September – die ersten Weihnachtskekse, wie zum Beispiel Lebkuchen. Bis in den Herbst wird das Sortiment sukzessive erweitert.“

Auch in den Filialen der Rewe-Gruppe, also Billa, Billa Plus und Co., sind die Produkte seit dieser Woche verfügbar. Die Meinung der Kunden sei gespalten: „Tatsache ist, dass der Lebkuchen ab dem ersten Tag gekauft wird und es immer wieder Kritiker, aber auch immer wieder Kundenanfragen gibt, wann wir denn endlich mit dem Lebkuchen draußen sind“, heißt es vom Unternehmen. Am höchsten ist der Umsatz bei den weihnachtlichen Naschereien im September und Oktober.

Im Dezember werden eher Kekse gekauft

Im Dezember gibt es daher auch nur mehr geringe Lebkuchen-Lagerbestände. Die Frische der Produkte hänge dann von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der verwendeten Zutaten, der Lagerbedingungen und der Haltbarkeit der Lebkuchen. „Die Nachfrage ist im Dezember aber nicht mehr so stark, da die Konsumentinnen und Konsumenten eher auf Kekse wie Vanillekipferl und Linzeraugen zurückgreifen.“

Größte Nachfrage in der Weihnachtszeit

Damit unterscheidet sich das Kaufverhalten zu jenem der Hofer-Kunden. Hier finden sich zwar ebenfalls die ersten Lebkuchen ab Ende August in den Filialen und werden auch gerne gekauft, „die Nachfrage steigert sich dann aber bis zur Weihnachtszeit, wo traditionell die größte Kundennachfrage besteht“, heißt es von Hofer. Aus diesem Grund und weil der Verkauf mit den Lieferanten frühzeitig abgestimmt sei und die entsprechenden Mengen eingeplant sind, müsse man keine Angst haben, im Dezember „alte“ Produkte zu erhalten. 

Obwohl auch in den Spar-Supermärkten bereits Aufsteller mit ebenjenen Produkten zu finden sind, gab es von dem Konzern keine Auskunft über die Nachfrage der Kundschaft. Mit Hinweis darauf, dass seit über 25 Jahren bekannt sei, dass Lebkuchen ein Ganzjahresartikel sei, werde man keine Fragen zu dem Thema beantworten.

„In Kärnten ist das normal“

Die Jahr für Jahr wiederkehrende Diskussion rund um das Thema „Lebkuchen im Sommer“ kann Alexandra Kosta nicht nachvollziehen. In der seit 1889 bestehenden Traditionskonditorei ist er ebenfalls ein Ganzjahresprodukt. „Natürlich werden jetzt auf Wiesenmärkten und bei Kirchtagen verstärkt Lebkuchenherzen gekauft, aber vor ein paar Wochen haben Jugendliche auf dem Lutschounigg-Kirchtag um 2 Uhr in der Nacht noch Lebkuchen im Gastgarten gegessen“, erzählt die Geschäftsführerin.

Bei Kosta hinterfragt man das nicht, „er gehört dazu, in Kärnten ist das ganz normal“. Verwundert seien eher Touristen aus Deutschland. „Das ist ja interessant, bei uns gibt es das im Sommer nicht“, sagen diese dann. Dass der Lebkuchen aber nicht nur auf Märkten ein Thema ist, zeigt eine Bestellung, die genau am Dienstag bei Kosta eingegangen ist. „Da hat gerade jemand sechs Packungen Lebkuchen-Backmischungen bestellt.“ Eine ergibt etwa einen dreiviertel Kilo fertiges Produkt – genug für ein Lebkuchenhaus. „Die werden auch gerne bei Teambuilding-Events gemacht“, verrät Kosta.

Geheimrezept weitergereicht

Lebkuchen mit jahrzehntelanger Tradition werden auch von Rosina Glawar, besser bekannt als „Zuckerrosi“, hergestellt – ebenfalls das ganze Jahr lang. Vor zwei Jahren übernahm die 59-Jährige die Backstube von Bleiburgs Lebzelter und mit ihr das gut behütete Geheimrezept von „Stöckls Lebkuchen“. Dieser sei bei ihr kein saisonales Produkt: „Der wird das ganze Jahr gerne gekauft, ist auch ein beliebtes Geschenk im Sommer, weil keine Schokolade dabei ist, die schmelzen könnte.“

rosina glawar
Rosina Glawar backt seit zwei Jahren Lebkuchen nach dem Geheimrezept von Bleiburgs Lebzelter Gottfried Stöckl © Kk

Und es gibt einen weiteren Vorteil, Lebkuchen im Sommer zu kaufen: „Er ist dann weicher als im Winter. Das liegt an der höheren Luftfeuchtigkeit. In der trockenen Heizungsluft wird er schneller hart“, erklärt Glawar und räumt so mit dem Irrglauben auf, dass harter Lebkuchen auch gleichzeitig alt sein muss.

Aber selbst wenn er einmal hart werden sollte, gibt es einen Tipp von der Profi-Bäckerin: „Entweder man gibt ihn in den Kühlschrank oder lagert ihn zwei, drei Tage in einer verschlossenen Dose mit einer Zitrone, Orange oder einem Apfel. Dabei nimmt er aber etwas Geschmack der Früchte an. Das muss man mögen.“ Alternativ könne man eine kleine Tasse mit Wasser in die Dose geben. „Dann darf man nur nicht drauf vergessen, wenn man sie aufhebt, sonst ist der Lebkuchen feuchter als man wollte“, scherzt die Unterkärntnerin.

Glawar glaubt, die Diskussionen um die vermeintlich weihnachtlichen Produkte in Supermärkten werden eher durch die winterlichen Verpackungen angeheizt: „Das Problem ist nicht der Lebkuchen, sondern eher der Nikolaus darauf.“