Die Kärntnerin Lia Obereder lebt gerade ihren „American Dream“ in den USA, arbeitet für eine Wiener Architekturfirma in Los Angeles. Mit drei Freundinnen wohnt sie in einem Haus in San Fernando rund fünf Minuten von einem der großen Feuer – dem Hurst-Fire – entfernt. Plötzlich war sie mitten in der Feuerhölle gefangen, musste Hals über Kopf fliehen.

„Wir mussten sofort fliehen“

„Am Mittwoch wehte bei uns ein Mega-Wind, sogar unser Haus hat gewackelt. Am Abend haben wir dann die ersten Informationen bekommen, dass uns das Feuer gefährlich werden könnte“, erzählt die gebürtige Klagenfurterin. Dann ging es schnell: Binnen weniger Stunden breitete sich das Feuer durch den starken Wind rasend schnell aus. Als sie gegen Mitternacht schlafen gehen wollten, kam der Notfallalarm aufs Handy.

Sonnenuntergang als „Gruß aus der Hölle“
Sonnenuntergang als „Gruß aus der Hölle“ © Privat

Die Mutter ihrer Mitbewohnerin riet den Dreien, die Koffer zu packen, das Haus zu verlassen und mit ihr ins sichere Orange County zu fahren. Doch nicht einmal dafür blieb Zeit: „Kurze Zeit später klopfte die Polizei an unsere Tür, wir mussten sofort fliehen“, erzählt Lia Obereder im Telefongespräch mit der Kleinen Zeitung. Eine Freundin musste noch am Weg in der Nähe von West Hollywood abgeholt werden – ein Horror, wie die Kärntnerin schildert: „Die Freeways waren stadteinwärts bereits gesperrt. Der Himmel war knallrot, durch die totale Dunkelheit wegen der vermehrten Stromausfälle wirkte es wie in der Hölle – eine richtige Apokalypse.“

„Wir haben alles zurückgelassen“

Mittlerweile wartet Lia in Orange County auf eine Besserung der Lage, mit großer Sorge blickt sie auf die Situation rund um ihr Haus: „Wir wissen, dass es noch steht. Aber niemand kann sagen, wie es weitergeht. Persönliche Gegenstände, Reisepass und Dokumente, mein Auto – alles ist noch im Katastrophengebiet.“ Eine ihrer Mitbewohnerinnen arbeitet in einer Firma, die direkt dort steht, wo gerade der Hotspot der Brände ist: „Sie weiß nicht, ob ihre Firma überhaupt noch steht.“

Sogar in Orange County, rund eine Stunde von den Bränden entfernt, darf die Kärntnerin nicht vor die Tür, der Rauch verpestet die Luft auch dort. Darüber hinaus kenne hier mittlerweile jeder jemanden, der ein Haus verloren hat. Eine belastende Situation auch für die Kärntnerin: „Ich schlafe schlecht, die Ungewissheit ist unbeschreiblich.“

Verschwörungstheorien und Behörden-Kritik

Die Stimmung in der Bevölkerung Los Angeles ist laut Lia Obereder eine Mischung aus Angst und Sorge, aus Verzweiflung, Verwunderung und Wut: „Es gibt viele Verschwörungstheorien und Kritik an den Behörden, es wurden auch schon Leute wegen Zündelns festgenommen. Man versteht aber auch nicht, dass es jetzt im Winter so brennt. Vor einem Jahr gab es im Jänner Fluten wegen Starkregens, nun haben wir 25 Grad und Feuer.“