Du stehst da, zitterst, Schweißperlen tanzen auf deiner Stirn. Und du denkst nur: Lass das Ding jetzt nur nicht fallen!

Für mich als kleinen, demütigen Tschebull-Wirt vom Faaker See war es ein erhebendes Gefühl, den Oscar von „Oppenheimer“-Regisseur Christopher Nolan in meinen Händen halten zu dürfen. Wolfgang Puck hatte Mike Köberl, unseren österreichischen Zwei-Hauben-Koch-Kollegen Bernhard Zimmerl und mich unserem britischen „Cut“-Freund Elliot Groover zugewiesen. Im Ballsaal waren unzählige kleine Gourmetinseln verteilt. Ich hatte zuvor 240 kalifornische Freilandeier in den Yorkshire Pudding gegeben, ein Backwerk, das in der englischen Küche wunderbar mit unserem Roastbeef harmonierte.

Niemand darf im Vorfeld wissen, wer die begehrten Oscars bekommt. Deshalb werden sie erst nach der Verleihung graviert. Unser Roastbeef-Hotspot war nur ein paar Schritte von der Gravurstation entfernt. Cillian Murphy, Emma Stone, Robert Downey Jr., das Autoren-Duo Justine Treat und Arthur Harari oder Jonathan Glatzer flanierten ständig an uns vorbei, ließen sich mit Roastbeef versorgen und drückten uns dankbar immer wieder einmal ihre begehrten Oscars für Erinnerungsfotos in die Hand.

Wir oben, die Promis unten: der Blick vom Küchenbereich auf den Roten Teppich
Wir oben, die Promis unten: der Blick vom Küchenbereich auf den Roten Teppich © KK

Hollywood-Ikone Robert De Niro, für ein neues Filmprojekt gerade wieder auf Diät, griff sogar zweimal zu und schwärmte: „Toller Job, Junge. Euer Roastbeef ist spitze. Nur in der Oscar-Nacht unterbreche ich meine strenge Diät.“

Wolfgang Puck ging kurz vor, wir weit nach Mitternacht. Im Mai kocht er im „Ikarus“ im „Hangar 7“ in Salzburg und, weil er uns ruft, helfen wir ihm auch dort gerne. Und erfüllen seine Wünsche: „Lade bitte meinen Freund Herwig Sabitzer ein.“ Mit ihm hat er in Villach im Parkhotel gelernt. Sabitzer ist heute einer der gefragtesten Weinhändler in München.

Um den 1600 geladenen Gästen des Governors Ball immer wieder Neues zu bieten, lässt sich Wolfgang ständig etwas Geniales einfallen. Erstmals verzauberte das „Chinois on Main“ mit neuer asiatisch-kalifornischer Fusionsküche die Gäste. Mit uns waren 150 Köche am Werk, acht davon eigens abgestellt für Sonderwünsche der Hollywoodstars. Denn Wolfgangs Freunde wie Barbra Streisand, Steven Spielberg, Clint Eastwood oder Bradley Cooper wissen seinen Sonderservice zu schätzen.

Uns bleibt nach arbeitsintensiven Tagen noch kurz Zeit für Erholung am Venice Beach in Santa Monica. Micky Kanolzer, in Sankt Veit geboren und ein Puck-Mann der ersten Stunde, lädt noch zu ein paar Abschiedsbieren.

Bis zur Oscar-Gala 2025.