Nicht nur zehntausende Briten haben am Samstag die Krönung des britischen Königs Charles III. gefeiert – auch auf einer entlegenen Insel im Südpazifik erklangen Gesänge, als sich hunderte Bewohner zu einem großen Fest zu Ehren des Monarchen versammelten. Die Vulkaninsel Tanna im Süden des Pazifikstaates Vanuatu ist die Wiege der Prinz-Philip-Bewegung, deren Anhänger den vor zwei Jahren verstorbenen Vater von Charles III. als örtliche Gottheit verehren.

Porträt von Charles III.

Und so sangen und tanzten am Samstag hunderte Männer, Frauen und Kinder in Baströcken, um die Krönung zu feiern. Britische Diplomaten überreichten den Insulanern ein gerahmtes Porträt von Charles III. als Symbol des gegenseitigen Respekts. Das Foto wird sich künftig einreihen in eine ganze Sammlung von inzwischen leicht vergilbten Fotos von Prinz Philip, die zu den wertvollsten Besitztümern der Prinz-Philip-Bewegung gehören.

Der amtierende High Commissioner des Vereinigten Königreichs in Vanuatu, Michael Watters, reiste eigens von der Hauptstadt Port Vila nach Tanna, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. "Die Zeremonie ist eine wundervolle Art, die einzigartige Beziehung zwischen dem Vereinigten Königreich und Vanuatu zu ehren", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Obwohl Prinz Philip dafür berüchtigt war, gegenüber Vertretern fremder Kulturen gerne mal ins Fettnäpfchen zu treten, behandelte er die Prinz-Philip-Bewegung und deren Anhänger stets mit Respekt. Er schrieb Briefe, schickte handsignierte Fotos und empfing 2007 sogar eine Delegation der Bewegung zu einem privaten Treffen auf Schloss Windsor.

Prinz Philip wird als Gottheit verehrt

Ihren Ursprung hat die Prinz-Philip-Bewegung in den 70er Jahren, als der Ehemann von Elizabeth II. die frühere britische Kolonie besuchte, die damals noch unter dem Namen Neue Hebriden bekannt war.

Anthropologen zufolge glaubten Insulaner darin die Erfüllung einer alten Überlieferung zu sehen, wonach eines Tages ein hellhäutiger Sohn der Insel dorthin zurückkehren würde, nachdem er die mächtigste Frau der Welt geheiratet habe. "Viele haben auf die Rückkehr dieser mythologischen Person gewartet", sagt der Anthropologe Kirk Huffmann, früherer Kurator des Nationalmuseums von Vanuatu.

Die am Samstag von britischen Vertretern überreichten Geschenke würden von den Insulanern sicher als bedeutsam gesehen, glaubt Huffmann: "Das wird für sie ein Zeichen sein, dass König Charles die Beziehung fortsetzen will."