Er schnupfte mehrmals Kokain, erlebte sein "erstes Mal" mit einer älteren Frau und geriet handfest mit Bruder William aneinander: Nach Bekanntwerden zahlreicher Details können Royal-Fans nun alle Anekdoten aus Prinz Harrys Autobiografie selbst nachlesen. "Reserve", wie der deutsche Titel des Buchs lautet, erschien in der Nacht auf Dienstag. In London öffneten einige Geschäfte für den Verkauf eigens schon um Mitternacht.

"Mitfühlend, frustrierend, absurd"

Die ersten Kritiken fallen zwiespältig aus: Charlotte Higgins vom "Guardian" beschreibt die 512-Seiten-Memoiren als "abwechselnd mitfühlend, frustrierend, seltsam überzeugend und absurd". Widersprüche liefere nicht nur der Prinz selbst, sondern auch sein Buch: "Harry ist kurzsichtig: Während er im Zentrum seiner Wahrheit sitzt, verabscheut er den Boulevard, dessen Stil seine Ghostwriter-Autobiografie selbst widerspiegelt." Harry hat das Buch mit einer Widmung versehen: "Für Meg und Archie und Lili ... und natürlich für meine Mutter". Zu Beginn beschreibt Harry eine Begegnung mit seinem Vater und seinem Bruder William nach der Beerdigung von Prinz Philip im April 2021. Er habe damals um dieses "geheime Treffen" gebeten, um einen Ausweg aus dem schweren Familienzerwürfnis zu finden.

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Doch der Streit bei dem gemeinsamen Spaziergang sei "so hitzig" geworden, dass König Charles III. – damals noch Thronfolger – seine Söhne gebeten habe: "Bitte, Burschen – macht mir meine letzten Jahre nicht zur Hölle", schreibt Harry in dem Buch. Und er stellt sich die Frage: "Mein geliebter Bruder, mein Erzfeind, wie hatte das geschehen können?" Überhaupt schreibt Harry viel über die schwierige Beziehung zu Prinz William und die Entfremdung zwischen ihm und dem aktuellen Thronfolger. Ihre Mutter, die 1997 tödlich verunglückte Prinzessin Diana, wäre traurig, wenn sie den Streit zwischen den Brüdern erleben müsste, sagte Harry im Gespräch mit ABC.

"Wir haben in einem Zoo gelebt"

"Wir haben in einem Zoo gelebt", beschreibt sein und das Leben seiner Familie vor dem großen Bruch – und wie unvorbereitet ihn das Ende seiner Finanzierung durch seinen Vater 2020 traf: "Ich erkannte die Absurdität, dass ein Mann Mitte 30 von seinem Vater abgeschnitten wurde. Aber ich hatte nie darum gebeten, finanziell von Dad abhängig zu sein, in diesen surrealen Zustand gezwungen wurde, diese endlose Truman-Show, in der ich fast nie Geld bei mir trug, nie ein Auto besaß, nie einen Hausschlüssel bei mir hatte, nie etwas online bestellte, nie ein einziges Paket von Amazon erhielt und fast nie mit der U-Bahn fuhr."

Zuvor hatte er im Interview des britischen Senders ITV der Royal Family vorgeworfen, seine Ehefrau Meghan nicht gegen die britischen Medien verteidigt zu haben. William und dessen Ehefrau Prinzessin Kate hätten Meghan nicht willkommen geheißen. Grund seien unter anderem rassistische Vorurteile der britischen Boulevardpresse gegen die geschiedene Ex-Schauspielerin gewesen. Das Königshaus schweigt bisher zu den Anschuldigungen. Harry zufolge hat er derzeit keinen Kontakt zu Bruder William oder Vater König Charles III.