Der Wirbelsturm erschwert auch Indiens Kampf gegen das Coronavirus: Tausende Menschen, darunter auch Covid-19-Patienten in Krankenhäusern, wurden von der Küste weggebracht.

Der Zyklon prallte - vom Arabischen Meer kommend - mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 185 Stundenkilometern auf Land. Der indische Wetterdienst meldete bis zu drei Meter hohe Sturmfluten in einigen Regionen Gujarats. Es soll sich um den schwersten Sturm in Westindien in den vergangenen 30 Jahren handeln.

Mindestens sechs Menschen waren am Wochenende und am Montag infolge heftiger Regenfälle und starken Windes in Maharashtra ums Leben gekommen. Weitere sieben Menschen starben im Unionsstaat Kerala, wie der Regierungschef des Staates am Montagabend twitterte.

Corona-Impfungen ausgesetzt

Im Staat Gujarat wurden am Sonntag und in der Nacht auf Montag mehr als 150.000 Menschen vor dem Sturm in Sicherheit gebracht. Sämtliche Covid-19-Patienten wurden sicherheitshalber in Krankenhäuser verlegt, die mehr als fünf Kilometer von der Küste entfernt liegen. Die Corona-Impfungen wurden für zwei Tage ausgesetzt.

In der weiter südlich gelegenen Metropole Mumbai waren bereits am Sonntag 580 Corona-Patienten aus drei Feldlazaretten in Sicherheit gebracht worden. Dort schlossen die Behörden wegen des Unwetters am Montag für mehrere Stunden den Flughafen. Die Bewohner wurden aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Aus Küstenregionen des Staates Maharashtra, in dem Mumbai liegt, wurden 12.500 Menschen in Sicherheit gebracht. In einem Krankenhaus im Staat Goa wurde eine Corona-Station teilweise unter Wasser gesetzt, weil es durch geöffnete Fenster hereinregnete.

Dramatische Lage

Die Corona-Lage in Indien ist seit Wochen dramatisch. Am Montag wurden 4.100 Todesfälle und 280.000 Infektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet. Viele Krankenhäuser sind angesichts der Situation völlig überlastet. In den voraussichtlich am schwersten vom Zyklon betroffenen Gebieten versuchten die Behörden deshalb alles, um Stromausfälle in Krankenhäusern und in Anlagen zur Sauerstoffproduktion zu verhindern.

Der Zyklon sei für Millionen Menschen in Indien, die bereits unter der Corona-Pandemie litten, ein "heftiger Doppelschlag", sagte Udaya Regmi von der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften. Die Organisation unterstützte die Behörden bei der Evakuierung bedrohter Regionen.

Im Mai 2020 waren durch den Zyklon "Amphan" mehr als 110 Menschen ums Leben gekommen. Er hatte im Osten Indiens und in Bangladesch eine Spur der Verwüstung hinterlassen.