95 Mitglieder der Wiener Philharmoniker haben zu Wochenanfang die erste Dosis einer Corona-Impfung erhalten, berichteten am Samstag mehrere Medien. Die Stadt Wien habe demnach eine Vorreihung der Musiker bestätigt, um den Klangkörper international spielfähig zu halten. Das Orchester nannte als Grund "unterschiedliche Spielverpflichtungen", für die vertraglich eine Impfung vorgesehen ist. Ansonsten würden Pönalstrafen drohen. Insgesamt haben die Philharmoniker 148 Mitglieder.

Als "Schlag ins Gesicht" aller anderen Künstlerinnen und Künstler bezeichnete die IG Freie Theaterarbeit die Impfvorreihung der Philharmoniker. Die Stadt Wien zeige damit, "dass sie Menschen - und Kunst - in mehreren Klassen denkt und unterstützt", heißt es in einer Aussendung. Auf diese Weise entstehe "eine Neiddebatte, die gerade zu dieser Zeit äußerst kontraproduktiv ist". Nicht zuletzt aufgrund des Infektionsrisikos bei Proben im darstellenden Bereich fordere man daher einen sofortigen Impfstart "für alle Künstler*innen, die dies wollen".

Die nun entstandene Diskussion um die Impfreihung sei ein Ergebnis der "nachrangigen Behandlung von Kunst und Kultur seit Ausbruch der Pandemie", hielt Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren in einer Aussendung fest. Die Philharmoniker hätten allergrößte Bedeutung. "Das haben aber auch viele andere in allen anderen Kunstsparten", so Ruiss. Es brauche "die umgehende Einbeziehung" von Kunst, Kultur und Publizistik in den Impfplan. "Die Gründe, die zu Recht von den Philharmonikern in Anspruch genommen werden, gelten auch für alle anderen, nicht nur für einzelne Ereignisse und für eine Einrichtung allein."