Drosten berichtet im NDR-Podcast, dass es wahrscheinlich sei, dass einige wenige Infizierte für einen Großteil der Neuinfizierungen verantwortlich sind, während der Großteil kaum oder nur wenig Menschen ansteckt. Dies bezeichnet man als Superspreading-Ereignisse. „Wir haben explosive Übertragungsereignisse, die diese ganze Epidemie eigentlich treiben”, sagte der Virologe im Interview.
10 Prozent der Fälle könnten für 80 Prozent der Neuinfektionen verantwortlich sein
Zu diesem Schluss kommt der Wissenschaftler Adam Kucharsky von der London School of Hygiene & Tropical Medicine. Das würde auch erklären, warum frühe Fälle, wie der des angesteckten Mannes in Frankreich, der bereits im Dezember an Covid-19 litt, zu keiner signifikanten Ausbreitung führte, konkludiert das Sciencemag.
Gwenan Knight, ein Kollege Kucharskys, versucht in einer Datenbank solche Superspreading-Events rund um den Globus zu dokumentieren. Solche Ausbrüche sorgten auch für rasante Anstiege in Ländern, die das Virus eigentlich bisher gut im Griff hatten. Im Vorzeigeland Singapur hatte ein Ausbruch in einer Wohneinheit für migrantische Arbeiter für etwa 800 Fälle gesorgt, erfährt man aus der Datenbank. Etwa 80 Infektionen sind in Osaka auf ein Live-Musik-Lokal zurückzuführen und etwa 65 Fälle in Korea auf einen Zumbakurs.
Notwendig gesamte Cluster unter Quarantäne zu stellen
Immer mehr Studien haben gezeigt, dass solche Ereignisse zentrale Treiber der Pandemie seien. Im Umgang damit riet Drosten dazu, dass man möglichst schnell handeln und gesamte Cluster unter Quarantäne stellen solle, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Zudem riet er, Menschen möglichst im freien zu Treffen, weil dort die Übertragung des Virus deutlich unwahrscheinlicher sei.