In Großbritannien haben sich nach offiziellen Schätzungen bereits 55.000 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Nachgewiesen wurde die Infektion aber erst bei 1.950 Menschen bis Dienstagfrüh. Dies entspreche einem Anstieg von 26 Prozent binnen 24 Stunden, berichteten Regierungsberater aus der Forschung in London.

Ziel sei es, die Zahl der Toten unter 20.000 zu halten, sagte der Mediziner Patrick Vallance im Parlament. "Das wäre ein gutes Ergebnis." Dennoch sei auch das immer noch schrecklich.

Später Schwenk von Johnson

Kritiker hatten Premierminister Boris Johnson zuvor vorgeworfen, mit zu laschen Maßnahmen auf das grassierende Coronavirus zu reagieren. Verschiedene Prognosen gingen von etwa 200.000 bis 500.000 Toten aus. Die Regierung wollte mit kleineren Schritten verhindern, dass der Ausbruch zu stark unterdrückt wird und im Herbst mit voller Wucht zurückkehrt. Am Montag legte Johnson dann nach und rief die Briten auf, unter anderem unnötige soziale Kontakte und Reisen zu vermeiden. Besuche von Pubs, Restaurants und Theater sollten unterbleiben.

Maroder britischer Gesundheitsdienst

"Wir sind in einen Krieg gegen diese Krankheit verwickelt, den wir gewinnen müssen", sagte Johnson am Dienstag im Kabinett. In den kommenden Wochen erwarten die Experten jedoch einen gewaltigen Anstieg der Ansteckungen. Das Problem: Der staatliche Gesundheitsdienst NHS ist seit vielen Jahren überlastet und marode. Es mangelt an Personal, Betten und vor allem an Beatmungsgeräten, die vielen Lungenkranken das Leben retten könnten. "Die nächsten Wochen und Monate werden außerordentlich schwer für den NHS in allen vier Landesteilen", hatte Regierungsberater Professor Chris Whitty betont.