Ein Amoklauf erschüttert die USA: Ein 18-Jähriger hat am Dienstag in einer Volksschule in Texas das Feuer eröffnet und mindestens 19 Schulkinder getötet. Es handelt sich um eines der verheerendsten Schulmassaker in der US-Geschichte. Den Ermittlern zufolge betrat der Schütze am Dienstagnachmittag die Schule in der Kleinstadt Uvalde und schoss um sich. Auch mindestens zwei Erwachsene, darunter eine Lehrerin, wurden bei dem Vorfall getötet.

Der Schütze wurde ersten Erkenntnissen nach von Sicherheitskräften getötet. Zu der Zahl der getöteten Erwachsenen gab es zunächst widersprüchliche Angaben. Zudem sind zwei Polizisten bei dem Einsatz leicht verletzt worden. Der mutmaßliche Täter soll zuvor seine Großmutter angeschossen haben. Der Vorfall habe sich in der Wohnung der Großmutter ereignet – diese wurde in ein Krankenhaus gebracht. Über ihren aktuellen Zustand war Mittwochfrüh zunächst nichts bekannt.

>>Kommentar: Trauer, Wut und wieder keine Konsequenzen

Waffe legal gekauft

Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, sprach von einer "grausamen und unfassbaren" Tat. In seinem ersten Auftritt war noch von 14 verstorbenen Kindern und einer getöteten Lehrkraft die Rede. Details zu den genauen Hintergründen oder möglichen Motiven lagen zunächst nicht vor. Die republikanische Partei Abbotts stellt sich seit Jahren vehement gegen eine Verschärfung der Waffengesetze in den USA.

Medien berichteten, dass der Verdächtige an seinem 18. Geburtstag – auf legalem Wege – Waffen gekauft habe. Er soll zudem Bilder von sich mit Waffen auf sozialen Medien gepostet haben.

Schuljahr vorzeitig beendet

Uvalde ist eine kleine Stadt mit rund 16.000 Einwohnern, etwa 100 Kilometer von der Grenze zu Mexiko entfernt. Die Volksschule unterrichtet die 2. bis 4. Klassen und hatte im vergangenen Schuljahr laut CNN 535 Schüler und Schülerinnen, wie aus staatlichen Daten hervorgeht. Etwa 90 Prozent der Schüler sind lateinamerikanischer Herkunft und kommen großteils aus Arbeiterfamilien. Donnerstag sollte der letzte Schultag vor der Sommerpause sein. Das aktuelle Schuljahr sei nun bereits vorzeitig beendet worden, hieß es von Verantwortlichen.

Auf der Facebook-Seite der Schule waren noch die Ankündigungen von Ausflügen in den Zoo oder Projekte der Kinder zu sehen. Erst vergangene Woche dankten die Verantwortlichen den Beamten des Gebiets. "Ein großes Dankeschön an die wahren Helden, die wir Polizisten nennen", hieß es da.

Die Ermittler gehen laut ersten Informationen davon aus, dass der Schütze allein gehandelt hat. "Der Verdächtige ist tot", sagte der Polizeichef am Dienstagnachmittag (Ortszeit) in der Kleinstadt Uvalde. Es handle sich um ein "abscheuliches" Verbrechen. Ermittler seien noch am Tatort.

Zuvor Unfall gebaut

Der Sender CNN berichtete, der Schütze sei zu der Schule gefahren und habe mit seinem Auto einen Unfall gebaut. Danach habe er das Gebäude mit einem Gewehr und einer Pistole betreten. Dabei trug er einen Rucksack und eine Schutzweste. In der Schule habe er das Feuer eröffnet. Der 18-Jährige sei dann vom Sicherheitspersonal der Schule gestellt worden.

Die Universitätsklinik in San Antonio twitterte, es seien zwei Verletzte aus der Schießerei aufgenommen worden, eine 66 Jahre alte Frau und ein zehn Jahre altes Mädchen. Beide seien in einem kritischen Zustand. Viele weitere Kinder und Erwachsene seien zudem in ärztlicher Behandlung.

Obama: "Ein Land, gelähmt durch die Waffenlobby"

Der frühere US-Präsident Barack Obama (60) hat nach dem Massaker an einer Volksschule in Texas den Angehörigen sein Beileid ausgesprochen und Wut über die Waffenlobby geäußert. Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton kritisierte die politische Pattsituation beim Vorgehen gegen Waffengewalt. Ex-US-Präsident Bill Clinton mahnte rasches Handeln an.

"Michelle und ich trauern mit den Familien in Uvalde", schrieb Obama auf Twitter. "Sie erleben einen Schmerz, den niemand ertragen sollte." Er und seine Frau seien auch wütend, fügte der Demokrat hinzu und kritisierte in diesem Zusammenhang die oppositionellen Republikaner. "Unser Land ist gelähmt, nicht durch Angst, sondern durch eine Waffenlobby und eine politische Partei, die keine Bereitschaft gezeigt haben, in irgendeiner Weise zu handeln, um diese Tragödien zu verhindern", betonte Obama.

Clinton: "Nation der gepeinigten Schreie"

Gedanken und Gebete seien nicht genug, sagte Hillary Clinton. "Nach Jahren von nichts anderem werden wir nun zu einer Nation der gepeinigten Schreie", schrieb die Demokratin auf Twitter. "Wir brauchen einfach Parlamentarier, die bereit sind, die Plage der Waffengewalt in Amerika zu stoppen, die unsere Kinder umbringt."

Man schulde diesen Familien - und den Familien, die ähnliche Verluste erlitten haben, wie erst vergangene Woche in Buffalo - Taten, meinte ihr Ehemann Bill Clinton. Genug ist genug", twitterte der 75-Jährige. Die Amerikaner stimmten dem mit überwältigender Mehrheit zu. Es sei nun an den gewählten Vertretern aller Parteien, vernünftige Maßnahmen zu finden, um die Sicherheit von Kindern und Gemeinden zu gewährleisten. "Propaganda und Paranoia haben uns zu lange davon abgehalten, uns hierbei gegenseitig zu helfen. Wir können es besser machen - und besser sein. Der Zeitpunkt zum Handeln ist jetzt", hieß es weiter.

Regelmäßig Amokläufe

Amokläufe, auch an Schulen, kommen in den USA in trauriger Regelmäßigkeit vor. Im vergangenen Jahr zählte die US-Bundespolizei FBI 61 Amokläufe mit Schusswaffen in den Vereinigten Staaten. Das seien mehr als 50 Prozent als im Jahr zuvor, teilte das FBI am Montagabend (Ortszeit) in Washington mit. Seit 2017 habe sich die Zahl verdoppelt. 2021 seien bei Amokläufen 103 Menschen getötet und 140 verletzt worden.

Das Ausmaß an Waffengewalt insgesamt ist in den USA ungleich größer. Es kommt regelmäßig zu tödlichen Vorfällen mit Schusswaffen, die dort leicht zu kaufen sind. Die Gesundheitsbehörde CDC verzeichnete in ihrer jüngsten Statistik aus dem Jahr 2020 insgesamt 45.222 Schusswaffentote in den USA – mehr als 120 Tote pro Tag.

Die Welt zeigt sich entsetzt

Papst Franziskus hat sich bei der Generalaudienz am Mittwoch über das Massaker an einer Volksschule im US-Bundesstaat Texas erschüttert gezeigt. "Ich habe ein gebrochenes Herz", sagte das Kirchenoberhaupt. Er bete für die Opfer und Hinterbliebenen. "Es ist an der Zeit, dem wahllosen Waffenhandel ein Ende zu setzen! Wir sollten uns alle dafür einsetzen, damit solche Tragödien nie wieder vorkommen", forderte Franziskus am Ende der Generalaudienz.

Österreichs Beileid an die Freunde und Familien der Opfer drückte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) per Twitter aus. Man sei "zutiefst geschockt und traurig", hieß es in dem Tweet.

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kondolierte und beklagte, dass auch "in Friedenszeiten" Menschen erschossen würden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach den Menschen in den USA ebenfalls sein Mitgefühl aus. "19 der Opfer waren jünger als zehn Jahre alt", schrieb Macron auf Twitter. Die Kinder und ihre Lehrer seien "feige ermordet" worden. "Wir teilen den Schock und die Trauer der amerikanischen Bevölkerung und die Wut aller, die sich dafür einsetzen, die Gewalt zu beenden", fügte er hinzu.

"Unsere Gedanken sind bei den Verletzten und Hinterbliebenen der Opfer dieses unfassbaren Massakers, für das sich kaum Worte finden lassen". So reagierte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz.

An einer Volksschule in der kleinen Stadt Uvalde nahe San Antonio in Texas hatte ein 18-Jähriger am Dienstag mindestens 19 Kinder erschossen. Auch mindestens zwei Erwachsene wurden bei der Tat getötet. Der Schütze wurde nach ersten Erkenntnissen von Sicherheitskräften getötet. Es war unklar, ob er zu den erwachsenen Todesopfern gezählt wurde.