Die österreichische Flüchtlingshelferin Doro Blancke hat den Aussagen des griechischen Migrationsministers Notis Mitarakis, wonach das Flüchtlingslager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos mittlerweile weitgehend winterfest fest sei, vehement widersprochen. Die Menschen schliefen weiter in Sommerzelten, sagte Blancke im APA-Interview. Heizung gebe es keine, warmes Wasser nur teilweise. Die psychische Verfassung der Menschen sei kaum fassbar.

In einem am Montag veröffentlichten Interview mit "Zeit Online" hatte Mitarakis davon gesprochen, dass das Flüchtlingslager bei Kara Tepe mittlerweile weitgehend winterfest sei. "Wir erfüllen jetzt die Anforderungen, beispielsweise was die Ausstattung mit Toiletten und Duschen betrifft. (...) Wir haben die Zelte winterfest gemacht und hoffen, dass wir den Winter gut überstehen," sagte Mitarakis etwa. Auch die "ZiB1" des ORF berichtete am Montag darüber.

Ausfälle bei Stromversorgung 

"Das muss man heftig dementieren, wenn man wirklich vor Ort ist", sagte nun Blancke, die bei einer griechischen NGO auf Lesbos volontiert. Sie befindet sich nach eigenen Angaben seit das Flüchtlingslager Moria im September 2020 abgebrannt war mit kurzen Unterbrechungen auf der griechischen Insel. Regelmäßig könne sie in das nach dem Brand neu aufgebaute Lager Kara Tepe hineingehen, wo sie Sachspenden - unter anderem auch aus Österreich - verteilt. So könne sie sich ein Bild von der Lage machen.

Die Zelte seien nicht verändert oder umgebaut worden, so Blancke. Es stünden immer noch die Sommerzelte der UNHCR dort. Das sehe man auch auf aktuellen Fotos aus dem Lager. Lediglich auf der Hauptstraße durch das Camp sei Schotter aufgeschüttet worden, damit man nicht mehr im nassen Lehm gehen müsse. Aber zwischen den Zelten habe sich nicht sehr viel verändert.

Keine Heizung

Heizungen gebe es keine, elektrische Kochtöpfe, Heizstrahler und Wasserkocher seien zudem wegen dem nicht belastbaren Stromnetz verboten. Fürs ganze Camp gebe es zwei Generatoren. Die Stromversorgung fiele immer wieder aus. "Es gibt 250 Duschen, nicht immer mit warmem Wasser für die Menschen", so Blancke. Teilweise würden die Menschen nicht einmal ein warmes Essen pro Tag bekommen. "Also zu sagen es ist winterfest (...) ist schon sehr zynisch", fasst die Flüchtlingshelferin zusammen.

Das Wetter tut ihr übriges: Täglich regne es, auch einen Schneesturm habe es zuletzt gegeben. Toiletten würden umgeworfen werden, so die Flüchtlingshelferin. Bild- und Videomaterial zeigt Wasserlacken im lehmigen Boden und wie der Wind wenig stabil wirkende Zelte herumpeitscht. Die psychische Verfassung der Menschen sei "sehr deprimierend und für uns kaum fassbar."