Zahlreiche Menschen haben sich am Sonntagnachmittag nach der brutalen Ermordung eines Lehrers bei einem mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag zu einer Solidaritätsdemonstration in Paris versammelt. Um 15.00 Uhr klatschten die Menschen minutenlang auf der Place de la République im Osten der Innenstadt. Viele hielten Schilder, auf denen "Je suis Prof" oder "Je suis enseignant" (deutsch: Ich bin Lehrer) stand, in die Höhe. Der Platz war dicht gefüllt.

Die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" hatte sich Demo-Aufruf der Organisation SOS Racisme und Lehrergewerkschaften angeschlossen. Im ganzen Land wollten Menschen auf die Straße gehen. Der Platz der Republik im Pariser Osten ist ein symbolischer Ort - bereits nach der Terrorserie im Jänner 2015, zu der auch der Anschlag auf "Charlie Hebdo" zählte, gedachten dort Menschen aus ganz Frankreich der Opfer. Seitdem ist der Platz zu einem zentralen Ort der Anteilnahme nach Terroranschlägen geworden.

Der Lehrer wurde am Freitagnachmittag aus mutmaßlich terroristischem Motiv von einem 18-Jährigen tschetschenischer Herkunft enthauptet. Der Angreifer wurde erschossen. Der Pädagoge hatte zuvor im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt und besprochen

Weitere Festnahmen

Nach der als Terrorismus eingeschätzten Ermordung eines Lehrers bei Paris ist eine weitere Person in Polizeigewahrsam genommen worden. Es handle sich um einen Freund des Attentäters, bestätigte die Anti-Terrorstaatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Damit befanden sich insgesamt elf Menschen in Polizeigewahrsam. Der Täter war von der Polizei erschossen worden.

Zu den Festgenommenen zählen sowohl Menschen aus dem Umfeld des Täters als auch Personen, die Stimmung gegen den Lehrer gemacht haben. Dieser hatte im Unterricht das Thema Meinungsfreiheit behandelt und dazu Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt. Anlass war die erneute Veröffentlichung dieser Karikaturen im Satiremagazin "Charlie Hebdo". Die islamische Tradition verbietet es, den Propheten abzubilden. Deswegen hatte der Vater einer Schülerin im Netz gegen den Lehrer mobilisiert.

Der Angreifer veröffentlichte nach der brutalen Ermordung des Lehrers in einem Pariser Vorort in sozialen Netzwerken ein Fotos des toten Mannes und schrieb, dass der 47-Jährige den Propheten Mohammed herabgesetzt habe. Bisher hat die Staatsanwaltschaft keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Vater und dem Angreifer hergestellt. Dieser wohnte in der rund 90 Kilometer vom Tatort entfernten Stadt Évreux.

Kundgebungen geplant

Für diesen Sonntag wurden zahlreiche Solidaritätsdemonstrationen im ganzen Land erwartet. Auf der Pariser Place de la République hat für den Nachmittag unter anderem das Satiremagazin "Charlie Hebdo" zu einer Demonstration aufgerufen. Es ist ein symbolischer Ort - bereits nach der Terrorserie im Jänner 2015, zu der auch der Anschlag auf "Charlie Hebdo" zählte, gedachten dort Tausende der Opfer. Seitdem ist der Platz nach Terroranschlägen zu einem zentralen Ort der Anteilnahme geworden.

Das mutmaßliche Motiv des Täters waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft Karikaturen des Propheten Mohammed. Diese hatte der Lehrer zum Thema Meinungsfreiheit vor einigen Wochen im Unterricht gezeigt. Der laut Staatsanwaltschaft 2002 in Moskau geborene Täter mit russisch-tschetschenischen Wurzeln hatte nach der Tat im Netz damit geprahlt.

Macron als "Anführer der Ungläubigen"

Er veröffentlichte ein Foto des Opfers und richtete eine Nachricht an Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, den er als "Anführer der Ungläubigen" bezeichnete. "Ich habe einen Ihrer Höllenhunde hingerichtet, der es wagte, Mohammed herabzusetzen", schrieb er laut Staatsanwalt weiter. Das Twitter-Konto wurde inzwischen gesperrt. Der Täter wurde kurz nach der Tat von der Polizei erschossen.

Vater einer Schülerin festgenommen

Mehrere Menschen aus dem Umfeld des mutmaßlichen Täters befanden sich am Samstag in Polizeigewahrsam. Ebenfalls festgenommen wurde der Vater einer Schülerin, der im Netz gegen den Lehrer mobilisiert hatte, nachdem dieser die Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte. Er hatte ein Video verbreitet und öffentlich gegen den Lehrer gewettert, wie Staatsanwalt Jean-François Ricard sagte.

Der Vater forderte bei der Direktorin die Entlassung des Lehrers, dabei wurde er von einem Mann begleitet, der Medien zufolge ein bekannter Islamist ist. Auch er befindet sich in Polizeigewahrsam. Die Halbschwester des Vaters hat sich der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) angeschlossen. Die Staatsanwaltschaft stellte bisher keine Verbindung zwischen diesem Vater und dem Angreifer her.

Demonstrationen für die Meinungsfreiheit

Bereits am Samstag war es in zahlreichen Städten zu Solidaritätsbekundungen für den getöteten Lehrer gekommen. Die Menschen versammelten sich etwa unter dem Motto "Je suis Prof" (dt. Ich bin Lehrer) in Anlehnung an "Je suis Charlie". Das Schlagwort prägte die Zeit nach dem verheerenden Mordanschlag auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" 2015.

Erst vor wenigen Wochen hatte ein Mann vor dem ehemaligen Redaktionsgebäude zwei Menschen brutal mit dem Messer attackiert. Er gab als Motiv ebenfalls Mohammed-Karikaturen an, die das Magazin veröffentlicht hatte. Der Angreifer hatte es eigentlich auf die Redaktion abgesehen, wusste aber nicht, dass diese mittlerweile an einen geheimen Ort umgezogen ist.

Mutmaßlicher Täter lebte als Flüchtling in Frankreich

Die brutale Ermordung des Lehrers hatte sich am späten Freitagnachmittag im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine in der Nähe einer Schule ereignet. Dort tötete der Angreifer den 47 Jahre alten Lehrer, nachdem er ihm aufgelauert hatte. Dessen Leiche wurde enthauptet mit zahlreichen Wunden an Oberkörper und Kopf aufgefunden. In der Nähe des Tatorts fanden die Ermittler zudem ein mehr als 30 Zentimeter langes blutverschmiertes Messer.

Der mutmaßliche Angreifer lebte mit seiner Familie als Flüchtling in Frankreich und hat seit Frühjahr eine Aufenthaltsgenehmigung, die bis 2030 gültig ist. Er lebte in Evreux rund 90 Kilometer vom Tatort entfernt und war den Geheimdiensten zuvor nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft machte keine Angaben dazu, seit wann der mutmaßliche Angreifer und seine Familie bereits in Frankreich lebten.

Die brutale Attacke trifft Frankreich mitten in der zweiten Corona-Welle, von der das Land schwer getroffen ist. Am Mittwoch soll es eine nationale Gedenkveranstaltung für den Lehrer geben. Präsident Macron hatte die Tat als islamistisch motivierten Anschlag bezeichnet.