Firmengründer Colin Chapman wäre über beide Ankündigung wohl nicht „amused“ gewesen. Der gleichermaßen geniale Konstrukteur wie katastrophale Geschäftsmann war der Hohepriester des Leichtbaus – deren gewichtigste Gegenspieler schwere Batterien von Elektroautos und das Konzept SUV per se sind.

Aber der sitzt bei Lotus nun einmal schon lange nicht mehr am Steuer: Weil der britische Autobauer inzwischen dem chinesischen Autobauer Geely und Etika Automotive aus Malaysia gehört, will man mit der Marke künftig Porsche in China Konkurrenz machen will. Heuer soll mit der Produktion von 2000 Kompakt-SUV in Wuhan begonnen werden, wo gerade ein Werk hochgezogen wird, kündigte Vorstandschef Feng Qingfeng an. Zudem sei die Eröffnung von bis zu 70 Verkaufsstellen in China bis 2024 geplant.

So viele Bildschirme hat es in einem Lotus noch nie gegeben
So viele Bildschirme hat es in einem Lotus noch nie gegeben © LOTUS

Mit dem, was der gelernte Europäer und US-Amerikaner unter Lotus verstehen, hat das erste SUV der Marke - mit der Betonung auf erstes, denn es sind weitere in Planung - also ganz bewusst nichts mehr zu tun. Aber zumindest besinnt man sich der alten Firmentradition, ihre Sportwagen für die Straße mit einem Namen zu versehen, der mit einem E beginnt. Konkret: Eletre.

Wohl nicht ohne Grund schwieg man sich bei der Weltpremiere hartnäckig über das Gewicht des Viersitzers aus, das wohl jenseits von zwei Tonnen liegen wird: Denn mit einer Länge von 5,1 Metern (Breite 2,24, Höhe 1,63, Radstand 3,02 m) ist er ein ausgewachsenes Full-Size-SUV.

Technische Basis bildet die hauseigene Electric Premium Architecture (EPA), die Elektro-Fahrzeuge unterschiedlicher Formate und Batteriegrößen abbilden kann und mit einem 800-Volt-System versehen ist. Im Fall des Eletre besteht der Antrieb aus einem Akku mit einer Kapazität von mehr als 100 kW und zwei Elektromotoren, einem an der Vorderachse und einen an der hinteren.

Damit soll es der Allradler ohne Außenspiegel - den Job übernehmen Kameras außen und Displays im Cockpit - auf eine Leistung von mehr als 600 PS und Reichweiten von bis zu 600 Kilometern bringen. Kurzzeitig schafft der Stromer damit den Standardsprint von 0 auf 100 km/h in weniger als drei Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h.

Das viersitzige SUV hat Allradantrieb
Das viersitzige SUV hat Allradantrieb © LOTUS

Mit dem Eletre schlägt Lotus in Sachen Innenraum und Infotainment ein völliges neues Kapitel in der Geschichte der Marke auf: Bisher für seinen Purismus bekannt, ist man im Cockpit von Bildschirmen regelrecht umzingelt.

Vor Fahrer und Beifahrer zieht sich ein drei Zentimeter schmales Display über das Armaturenbrett: Vor dem Lenkrad werden die Geschwindigkeit und Co. abgebildet, vor dem Sozius Auszüge aus dem Infotainmentangebot, das sich allerdings primär auf dem 15,1 Zoll großen Touchscreen in der Mitte abspielt, der sich automatisch einklappt, wenn er nicht gebraucht wird. Auch zwischen den beiden Sitzen im Fond prangt ein neun Zoll messender Bildschirm.