Zugegeben, die aktuelle 90er-Baureihe, bestehend aus dem SUV XC90, der gediegenen Limousine S90 sowie dem souveränen Kombi V90 ist durchwegs gelungen. Aber im Vergleich zur Neuauflage des XC60 war dieses Trio noch verhältnismäßig leicht hinzukriegen.
Das Mittelklasse-SUV ist schließlich seit seiner Markteinführung 2008 extrem erfolgreich, lief über eine Million mal vom Band und galt selbst noch vor zwei Jahren als erfolgreichstes Premium-SUV in Europa, was angesichts der durchwegs jüngeren Konkurrenz schon sehr bemerkenswert war. Entsprechend spielt er eine verdammt wichtige Rolle für Volvo. Schief gehen darf da bei der neuen Generation jedenfalls nicht viel.

Entsprechend legte man sich bei der Entwicklung kräftig ins Zeug, und so viel steht schon mal fest: Auf den ersten Blick wirkt der Neue von vorne bis hinten durchwegs stimmig. Athletische Linien und kurze Überhänge dominieren die Linienführung, das Design wirkt wie aus einem Guss. Gewisse Ähnlichkeiten mit dem XC90 lassen sich natürlich nicht verleugnen. Nur ist das erstens bei einem derart drahtigen Vorbild wirklich nicht schlimm. Und zweitens ziehen die Schweden ihre aktuelle Design-Philosophie einfach konsequent durch. Mehr noch: Vor allem das Heck erinnert stark an die Studie 40.1, die das kommende SUV-Coupé XC40 schon grob vorweg genommen hat. Cleveres Detail am Rande: Die Türen sind bis zur Karosserie-Unterkante herunter gezogen, überdecken also den Schweller. So gibt es nie wieder verschmutzte Hosenbeine beim Ein- und Aussteigen.

Mit den Maßen von 4,69 Metern Länge, 1,90 m Breite und nur 1,66 m Höhe schlüpft er genau in das derzeit beliebte Segment. Bei der Technik vertraut Volvo auf die bestehende Plattform, auf der auch die 90er-Serie basiert. Die skalierbare Produktarchitektur (SPA) gilt als hochflexibel, was Antriebskonzepte und Radstände betrifft. Besonders clever: die hinten quer liegende Starrachse aus Kevlar, die nicht nur besonders leicht, sondern auch überaus platzsparend agiert und so einem möglichst großen Kofferraum zu Gute kommt.

Der liegt mit 505 Litern voll auf der Höhe des Segments. Doch nicht nur unterm Blech profitiert der XC60 von seinen größeren Brudern. Die Sitze etwa stammen eins zu eins aus der größeren SUV-Baureihe, das digitale Cockpit ist von der Hardware zwar auch ähnlich, zeigt sich nun aber modernisiert, was die dargestellten Grafiken betrifft. Natürlich steckt im Armaturenbrett auch ein hochgestellter und hochauflösender neun Zoll großer Touchscreen, der von Apple CarPlay über 3D-Navigation mit dynamischer Zielführung bis zu Android Auto alle Stückln spielt.

Wirklich stolz ist man bei Volvo aber vor allem auf etwas völlig anderes, nämlich die Sicherheitsfeatures. Und hier übertrumpft der XC60 seine größeren und teureren Kollegen sogar: Die Armada an Assistenzsystemen wurde nämlich um einen Notbremsassistenten zur Kollisionsvermeidung erweitert. Was das bedeutet? Erkennt die Steuerung, dass Bremsen alleine keinen Unfall verhindern kann, kann es über einen Lenkeingriff Hindernissen selbstständig ausweichen. Das funktioniert in einem Geschwindigkeitsbereich von 50 bis 100 km/h und kann natürlich noch ein bisschen mehr. Der schlaue Volvo greift nämlich auch dann digital ins Lenkrad, wenn man Gefahr läuft, in den Gegenverkehr zu geraten, oder wenn man Autos im toten Winkel – trotz Warnung – schlicht übersieht. Nicht zu vergessen natürlich: Volvo Pilot Assist – der Abstandsregeltempomat, der teilautonomes Fahren bis zu 130 km/h ermöglicht.

Bei den Antrieben gibt es eine einfache und zugleich sympathische Grundregel: Alle Motoren verfügen über eine Achtgang-Automatik und Allradantrieb. Durchwegs kommen Turbo-Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum zum Einsatz, wobei sich die Palette aus zwei Diesel und zwei Benzinern zusammen setzt. Selbstgezündet wird mit 190 und 235 PS, wohingegen letztere mit 254 und 320 PS daher kommen. Los geht es in Österreich im Sommer 2017 zu Preisen ab 48.304 Euro für den 190-PS-Diesel.

Highlight der Baureihe ist natürlich der Plug-in-Hybrid namens T8. In dieser Konfiguration setzen ein Turbolader und ein Kompressor den Verbrennungsmotor gehörig unter Druck, während an der Hinterachse ein Elektromotor für Nachdruck sorgt. Das ergibt eine Systemleistung von 407 PS bei theoretischen 2,1 Litern Verbrauch – und ein überaus sportliches Beschleunigungsvermögen: 5,3 Sekunden für den Sprint von Null auf 100 km/h hören sich schon eher nach Sportwagen und nicht nach Mittelklasse-SUV an.