Südafrika, Madikwe Safari Lodge, rund 45 Flugminuten von Johannesburg entfernt. Es ist 5.30 Uhr morgens. Die Gäste sind noch im Pyjama. Das Gezwitscher exotischer Vögel dringt ans Ohr. Plötzlich aber ein tiefes Brüllen. Sind die Löwen gar schon vor der Haustüre?! Das wäre kein Einzelfall, das kommt in diesen Breitengraden immer wieder vor. Darum werden Besucher der Anlage speziell nach dem Abendessen auch von einem Securitymann zu den einzelnen Bungalows begleitet.

In diesem Fall konnte aber Entwarnung gegeben werden. Das Brüllen kam von einem gewaltigen Auto, Mercedes hatte soeben den neuen Maybach G 650 Landaulet gestartet. Also treten wir - die Kleine Zeitung durfte als einziges österreichisches Medium bei der Vorpremiere dabei sein - „dem Biest“ gegenüber.

Und da stand er in voller Pracht: 5,35 Meter lang, 2,24 Meter hoch, vollgetankt 3300 Kilogramm schwer - der teuerste und luxuriöseste G aller Zeiten rollt einem auf Reifen der Dimension 325/55 R und 22-Zoll-Felgen entgegen.

Was bei einem Größenvergleich sofort ins Auge springt: Die Motorhaube reicht einem 1,80-m-großen Mann exakt - und da wollen wir ganz genau sein - bis zur Brustwarze. Unter der Abdeckung verbirgt sich der von AMG entwickelte V12-Biturbomotor, der leistet 630 PS und besitzt ein maximales Drehmoment von 1000 Newtonmetern. Ja, da können sogar die „Big 5“ (bei einer Safari sind das Löwe, Nashorn, Elefant, Leopard und Büffel) neidig werden. Kein Wunder, dass Mercedes die exklusive Vorpremiere unter das Motto „The Big 6“ gestellt hat.

Auf zur ersten Ausfahrt: Was soll man mäkeln, wenn man im Fond völlige Beinfreiheit genießt, die Sitze aus feinstem Leder sind und etliche verschiedene Massage- und Belüftungsfunktionen auf einen warten? Es bleibt aber eh keine Zeit für Wadenauflage, Thermocupholdern oder Entertainment auf den 10-Zoll-Bildschirmen. Wir versenken die Trennscheibe zum Fahrer, öffnen im Fond auf Knopfdruck das große Stoffverdeck und genießen im Stehen den Blick in die Landschaft.

Und da war er jetzt, der Löwe! Der Motor war längst abgestellt, wir rollten auf den König zu. Auch wenn es nur einer war, er schlief genüsslich neben einem gerissenen Gnu. Erst als der Zwölfzylinder wieder angeworfen wurde, ließ sich der Löwe zu einem gelangweilten Gähnen hinreißen. Du Banause! Wenn er wüsste, dass dieses unglaubliche Gefährt im Magna-Werk in Graz insgesamt nur 99 Mal vom Laufband rollen wird.

Vielleicht hätte es sich der Löwe dann unter dem G 650 gemütlich gemacht. Ein knapper halber Meter Bodenfreiheit lässt das auf alle Fälle zu. Übrigens: Beim Aus- und Einsteigen helfen elektrische Trittbretter.

Die offizielle Weltpremiere des G 650 Landaulet erfolgt Anfang März beim Autosalon in Genf. Wer nun Geschmack an der „stilvollsten Art unter freiem Himmel und abseits befestigter Wege zu reisen“ gefunden hat, darf bei seinem Mercedes-Händler einmal nachfragen. Was das Open-Air-Erlebnis kostet? 1000 Euro pro PS gilt als Richtwert ...