Wenn Räume nicht nur mit Möbeln eingerichtet, sondern von ihnen geprägt werden. Wenn Objekte nicht bloß dekorieren, sondern berühren. Handwerksdesign und Collectibles stehen für eine neue Geisteshaltung: Sie lösen sich von der Flüchtigkeit der Mode und setzen auf Tiefe, Dauer und Identität. Zwischen Kunst und Funktion, Alltag und Sammlerstück entsteht ein Spannungsfeld, das den Charakter des Wohnens neu definiert. Und das nicht nur als Stil, sondern als Erzählung.
Wie diese Haltung in Textil übersetzt werden kann, zeigt das schwedische Label Bemz, das mit der „Woven Landscapes Collection“ ein leises Manifest für Handwerkskunst und skandinavische Sinnlichkeit geschaffen hat. Die Kollektion versteht sich als Hommage an die Natur, an gewebte Erinnerungen, an taktile Landschaften. Erdige Töne, strukturierte Stoffe und der großzügige Megamalist-Fit verwandeln Bezüge für Ikea-Möbel in textile Skulpturen – funktional, aber voller Poesie. Was hier entsteht, ist mehr als ein Produkt: Es ist eine Einladung, das Gewöhnliche zu hinterfragen und das Alltägliche zu veredeln.
Auch bei Audo Copenhagen wird Design als Form gewordene Haltung verstanden. Hier trifft skulpturale Klarheit auf nordische Zurückhaltung. Der „Androgyne Table“ etwa steht exemplarisch für den Dialog zwischen Funktion und Ausdruck: mit seiner architektonischen Silhouette, seinen edlen Materialien – Naturstein, Holz, Metall – und einer Präsenz, die gleichermaßen zurückhaltend wie monumental wirkt.
Dass selbst unscheinbare Objekte zu Designaussagen werden können, beweist das norwegische Label Kjaer + Loege. Steckdosen, Lichtschalter, Dimmer, lange am Rand des gestalterischen Bewusstseins platziert, werden hier neu interpretiert: aus hellem Beton, aus edlem Holz, aus ehrlichen Materialien. Sie sind nicht länger funktionale Notwendigkeit, sondern Teil der architektonischen Gesamtkomposition.
Wenn Design zur Skulptur wird, beginnt die Welt der Collectibles. Die Lichtobjekte von Heilig Objects etwa wirken wie poetische Interventionen: roh und fein zugleich, reduziert und doch voller Resonanz. Besonders die Königswinter Light Sculpture erzählt von Transformation – gealtertes Glasfasermaterial, ursprünglich für Industrie und Außenarchitektur gedacht, wird hier zur Trägerin von Geschichte, durchwirkt von Licht, Patina und Zeit. Jedes Stück ist ein Unikat.
Geprägt von traditionellen Techniken und ornamentaler Forschung entstehen bei Plesner Patterns Textilien Stoffe, die Geschichte schreiben, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Jedes Muster verweist auf ein kulturelles Erbe, auf lokale Identitäten, auf handwerkliche Prozesse, die in einer globalisierten Welt zu verschwinden drohen. Dabei wirken die Entwürfe aber nie folkloristisch, sondern stets zeitgenössisch modern.
Dass handwerkliche Qualität und gestalterischer Anspruch nicht elitär sein müssen, zeigt das französische Label Tikamoon. Mit seinen Massivholzmöbeln, inspiriert von der Formsprache des Brutalismus und der Funktionalität der Moderne, verbindet das Unternehmen Zugänglichkeit mit Substanz.