In der steirischen Industrie läuft die Fertigung weiter – wie schon im ersten Lockdown begleitet von zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen. Klar ist aber auch: Das abermalige, breitflächige Herunterfahren zahlreicher Wirtschaftssegmente wirkt sich trotzdem beträchtlich und neuerlich auf die Industriekonjunktur aus.

Bereits Mitte Oktober rechnete die Industriellenvereinigung (IV) vor, dass man bundesweit mit einem Schaden von mehr als acht Milliarden Euro zu den drei am stärksten betroffenen Wirtschaftsbereichen dieser Krise zähle. Anfang November ging man für das Gesamtjahr von einem Rückgang der Bruttowertschöpfung in Österreich in Höhe von 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Ein Wert, der sich nun noch einmal verschlechtern dürfte. Aufgrund ihrer hohen Exportorientierung und des hohen Anteils an der regionalen Wertschöpfung ist die Steiermark überproportional davon betroffen. Die Konjunkturumfrage der steirischen IV zeigte bereits in der zweiten Oktober-Hälfte, dass jedes dritte Industrieunternehmen in der Steiermark bis Jahresende von einem Mitarbeiterabbau bis Jahresende ausgeht. Dabei ergibt sich unter den einzelnen Sektoren ein sehr differenziertes Stimmungsbild, während bei den einen Personaleinschnitte erfolgen, werde andernorts sogar investiert.

"Gelebte Praxis"

Auf Wachstumskurs etwa befindet sich Mikroelektronikprofi Infineon,der in Graz jüngst den Standort deutlich erweiterte. Gearbeitet wird im Entwicklungszentrum zurzeit „zum Großteil von zu Hause aus“, wie Standortleiter Stefan Rohringer sagt. Für jene, die weiter am Standort sind, herrschen „Maskenpflicht sowie umfassende Hygiene- und Abstandsregeln“, Video- und Telefonkonferenzen seien beim Unternehmen ohnehin „seit jeher gelebte Praxis“.

Ein weiterer Profiteur des Digitalisierungsschubs sitzt in Leoben. Covid-Schutzmaßnahmen genießen freilich auch bei AT&S höchste Priorität, erklärt Unternehmenslenker Andreas Gerstenmayer. „Bereits im September“ hätte der Betrieb wieder damit begonnen, „die Maßnahmen schrittweise zu verfeinern und zu verstärken“. Die Regelungen der österreichischen Bundesregierung hätt man „quasi vorweggenommen“. Sorgen bereiten der AT&S aktuell dafür „Reiserestriktionen“.

"Auf ein unerträgliches Maß"

Die „Einschränkungen bei internationalen Reisen“ zählt auch der steirische IV-Präsident Stefan Stolitzka zu der „Fülle an Herausforderungen“, die Betriebe zurzeit bewältigen müssten. Stolitzka verweist vor allem auf Asien, das „kaum erreichbar“ sei. Österreichs hohe Infektionszahlen „erschweren die Einreise zusätzlich auf ein unerträgliches Maß“. Gleichzeitig betont der IV-Präsident, dass „die Industrieunternehmen die innerbetrieblichen Präventionsmaßnahmen in den letzten Monaten professionell ausgebaut haben und bestmöglich vorbereitet sind“. Man habe gelernt, damit umzugehen.

Das bestätigt auch Max Oberhumer, Werksdirektor des Papierspezialisten Sappi in Gratkorn. Man vertraue auf viel Kommunikation und „einige einfache Regeln“ wie etwa Maskenpflicht, wenn ein Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann. Besonders im „Durchfahrbetrieb“ sei es wichtig, Ansteckungen zu verhindern, da sonst „ganze Schichtgruppen ausfallen“ könnten.

„Weiter verschärft“ hat das hauseigene Hygienekonzept der Hörakustiker Neuroth, wie Chef Lukas Schinko erklärt. Neuroth zählt ja zu den „systemrelevanten Bereichen“ und hat deswegen auch die Fachinstitute geöffnet. Von „regelmäßigen Schnelltests“ und „erhöhten Sicherheitsvorkehrungen auf unseren Baustellen“ berichtet Gilbert Frizberg von der in Maschinenbau, Elektro- und Gebäudetechnik tätigen F-Energies.