Das Öffnen der Grenzen ist für viele Hotelbetriebe eine Überlebensfrage. Welche Grenzen werden im Sommer offen sein?
ELISABETH KÖSTINGER: Wir halten es für sinnvoll, dass es bei Ländern, die die Ausbreitung des Coronavirus ähnlich gut im Griff haben wie wir, im Sommer zu Grenzöffnungen kommen soll.

Schadet Österreich die Verlängerung der weltweiten Reisewarnung durch Deutschland bis Mitte Juni?
Auch wir haben Reisewarnungen aufrecht. Es geht um eine Zukunftsperspektive für die Sommersaison. Wir sind in sehr guten Gesprächen mit der deutschen Bundesregierung. Nur wenn die Infektionszahlen niedrig sind, haben Tourismus und Reisefreiheit Sinn.

Wie will man „niedrig“ auslegen? Ist dabei die Reproduktionszahl, die die Ausbreitung des Virus misst, ausschlaggebend?
Das muss man sich im Detail anschauen. Die Regeln müssen gemeinsam angepasst werden.

Zu Pfingsten wird es also keine Deutschen in Österreich geben?
Nein, weil Deutschland gestern die Reisewarnung bis zum 14. Juni verlängert hat.

Wird es eher bilaterale Abkommen zwischen Staaten als welche auf EU-Ebene geben?
Ziel ist immer eine europäische Lösung. Ob das die EU so zustande bringt, ist zurzeit nicht zu beurteilen.

Der deutsche Außenminister Maas sagte, volle Strandbars und Berghütten werde es heuer nicht geben. Unterschreiben Sie das?
Durch das Coronavirus müssen wir Abstand halten – das ist an einem deutschen Strand nicht anders als an einem österreichischen See. Wir in Österreich machen unsere Hausaufgaben, sorgen für bestmögliche Testkapazitäten, für perfekte Rahmenbedingungen, um als Urlaubsland attraktiv zu werden.

In Kroatien denkt man darüber nach, sich von Touristen Gesundheitszertifikate über negative Coronatests vorlegen zu lassen – auch für Österreich vorstellbar?
Wir haben sehr viele Überlegungen in diese Richtung. Ganz entscheidend ist, dass man gesund den Urlaub antritt und gesund wieder nach Hause kommt.

Es ist also denkbar, dass Tests von Urlaubern verlangt werden?
Es gibt mehrere Überlegungen.

Wer offene Grenzen zum Norden will, muss auch solidarisch mit Slowenien und Kroatien sein?
Da gilt dasselbe, sobald die Infektionszahlen niedrig sind. Das ist keine Einbahnstraße.

Sie haben aufgerufen, Urlaub in Österreich zu machen – das ist aber eher kein Muster für alle europäischen Tourismusminister.
Wir können Österreichern, die im Ausland gebucht haben, heute keine gesicherte Auskunft geben. Es gibt Ferieninseln ohne funktionierendes Gesundheitswesen. Wir wollen nicht, dass sich Menschen in Gefahr begeben, sich beim Flug anzustecken und dann nicht betreut werden können. Für Österreich können wir eine bessere Perspektive bieten.

Wird es ein Sonderbudget der „Österreich Werbung“ für eine Werbeoffensive im Inland geben?
Wir haben unsere Aktivitäten auf Inlandswerbung umgelenkt, was die „Österreich Werbung“ normalerweise nie macht. Wir sind gewappnet, in guter Abstimmung mit den Ferienregionen. Was ich nicht will, ist, dass ein Dumpingwettbewerb in Österreich stattfindet, ein Keilen um den letzten Gast in Österreich. Das würde alle schädigen.

Wie nah kann das Urlaubserlebnis im Sommer 2020 an jenes von 2019 herankommen?
Ich bin überzeugt, dass wir heuer sehr positive Urlaubserlebnisse garantieren können – aber natürlich im Lichte einer Pandemie.

Es gibt die Schätzung, dass ein Viertel der Hotels die Krise nicht überlebt. Ist das plausibel?
Wir versuchen so gut es geht zu unterstützen. Viele Betriebe sind aufgrund dieser Krise derzeit in existenziellen Nöten, nicht nur im Tourismus. Wir tun alles dafür, damit möglichst viele überleben können.