Von 203 Vorstandsposten in allen börsennotierten Unternehmen in Österreich sind heuer im Jänner gerade einmal zehn von Frauen besetzt (4,9 Prozent). Das war sogar ein Rückgang zum Vorjahr (5,1 Prozent). "Mehr Chancengleichheit brächte ein besser aufgeteilte Kinderbetreuung zwischen Mann und Frau", sagt die Chefin der börsennotierten Bank für Kärnten und Steiermark (BKS), Herta Stockbauer.

"Mehr Frauen in Führungspositionen"

Die Bankmanagerin wünscht sich mehr Frauen in Führungspositionen, bekräftigte sie anlässlich des nahenden Internationalen Frauentages am 8. März. "Österreich zählt innerhalb der EU leider nach wie vor zu den Nachzüglern bei der Anzahl von Frauen in Führungspositionen", bedauert Stockbauer. Immerhin habe sich die Quote für Aufsichtsräte "gut bewährt". Für Stockbauer, selbst eine von nur drei weiblichen Vorstandschefs, ist das auf die gesetzliche Quote zurückzuführen.

Quote in Aufsichtsräten

Seit Jänner 2018 zielt Österreich per Gesetz auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in Aufsichtsräten ab. Bei Neubestellungen heißt das einen Frauenanteil von mindestens 30 Prozent. Im Jänner 2019 lagen die 20 ATX-Firmen an der Börse mit 27,7 Prozent Aufsichtsrätinnen erstmals über dem EU-Schnitt (27 Prozent).

Herta Stockbauer
Herta Stockbauer © Weichselbraun

"Unternehmen sind nun gezwungen, Diversitätskonzepte zu erstellen und Aufsichtsräte entsprechend zu besetzen. Die Suche nach passenden Mitgliedern wird damit automatisch breiter, und gut qualifizierte Frauen geraten besser ins Blickfeld", sagt Stockbauer. Mager sieht es freilich für Frauen in den Vorständen der Börsefirmen aus.

Neue Konzepte gefordert

Um österreichweit mehr Frauen in Führungsjobs zu bringen, spricht sich Stockbauer für neue Konzepte aus. "Viele Frauen haben eine Dreifachbelastung aus Familie, Beruf und Haushalt. Warum kann man nicht Möglichkeiten finden sie beim Haushalt zu entlasten?", schlägt die Managerin vor. Bei der Kinderbetreuung herrsche in Österreich "leider noch die Meinung vor, dass nur Mütter eine Bezugsperson für die Kinder sein können, dabei spielen Väter eine genauso wichtige Rolle".

Papamonat: Von Reaktionen "enttäuscht"

In diesem Zusammenhang ist Stockbauer "enttäuscht von Reaktionen auf den Rechtsanspruch für den Papamonat" zuletzt. Jeder Vater, der den Papamonat, die Familienzeit oder Elternkarenz nutze, sei erfreulich, denn dadurch würden nicht nur Frauen unterstützt, sondern auch die Beziehung zwischen Vater und Kind vertieft. "Ich verstehe, dass längere Abwesenheiten für kleine Betriebe nicht einfach sind, aber auch dafür sind Lösungen möglich", so Stockbauer.

Die BKS hatte zum Jahresende 2018 rund 32,4 Prozent Frauen in Führungspositionen. Bis 2022 sollen es 35 Prozent werden. Das Ziel im Vorstand lautet auf einen Frauenanteil von 33 Prozent. Die Bank setzt eigenen Angaben zufolge auch auf viele Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Karriere und Familie.