Nach der Pleite des österreichischen Ferienfliegers Niki haben die meisten Passagiere Glück im Unglück: Fast alle Flugreisenden sollen den gezahlten Flugpreis zurückerhalten oder umgebucht werden, wie der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Donnerstag mitteilte. Allerdings müssen sich tausende Passagiere im Ausland jetzt um ihren Rückflug kümmern.

Der Verkauf von Niki an die Lufthansa war gescheitert - es gibt nach Angaben aus Österreich aber "drei bis vier" andere Interessenten. Dazu gehört der Gründer der Airline, Ex-Rennfahrer Niki Lauda. Am Donnerstag kündigte auch der britische Reiseveranstalter Thomas Cook an, eine Übernahme von Teilen des österreichischen Ferienfliegers zu prüfen. Die Käufer können nun nach der Insolvenz hoffen, die Vermögenswerte der Airline ohne ihre Schulden zu erstehen. Außerdem haben die Käufer nun nach Angaben von Generalbevollmächtigten Frank Kebekus bis Jahresende Zeit - bis dahin habe sich die Republik Österreich verpflichtet, die wertvollen Start- und Landerechte nicht einzuziehen.

40.000 Passagiere planten Heimflug mit Niki

Nach der Air-Berlin-Pleite wollte die Lufthansa den Ferienflieger kaufen und hielt ihn mit zehn Millionen Euro pro Woche in der Luft. Niki flog mit rund 20 Maschinen Ziele in Nordafrika und Südeuropa an, vor allem Mallorca. Die Lufthansa verzichtete aber am Mittwoch wegen der starken Wettbewerbsbedenken der EU-Kommission auf den Kauf. Niki beantragte umgehend Insolvenz und stellte den Flugbetrieb ein.

In den kommenden zwei Wochen würden rund 5000 Niki-Reisende ohne Rückflug dastehen, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Wien. Insolvenzverwalter Flöther erklärte, knapp 40.000 Passagiere hätten bis zum 31. Dezember den Heimflug mit Niki geplant. Rund 15.500 von ihnen hätten selbst gebucht - rund 25.500 über Reiseveranstalter und Reisebüros.

Tickets haben Gültigkeit verloren

Alle ausgestellten und bezahlten Niki-Flugtickets haben ihre Gültigkeit verloren. Doch die Käufer können offenbar darauf hoffen, nicht auf ihren Kosten sitzenzubleiben, wie es sonst bei Insolvenzen häufig ist. Laut einem Sprecher Flöthers gibt es nämlich aus dem Insolvenzverfahren der Niki-Muttergesellschaft Air Berlin ein Treuhandkonto, auf dem die Ansprüche der Tochtergesellschaft gesichert wurden. Dieses Geld werde nun verwendet, um voraussichtlich fast alle Kunden zu entschädigen.

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Die Inhaber von 200.000 noch ausgestellten Einzel-Tickets bekommen den Kaufpreis demnach voll erstattet, sofern sie die Flug-Scheine nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin Mitte August gebucht haben. Hinzu kommen 210.000 über Reiseveranstalter und Reisebüros gebuchte Tickets, bei denen die Veranstalter für Ersatz sorgen müssen.

Deren Branchenverband erklärte, die Veranstalter täten alles, damit die Reisenden ihren Weihnachtsurlaub antreten können und alternative Rückreisemöglichkeiten haben. Für gestrandete Individualreisende im Ausland kündigten die deutschen Fluggesellschaften an, kurzfristig Sonderkonditionen für noch verfügbare Sitzplätze in Rückflügen anzubieten.

Jobangebote für Niki-Mitarbeiter

Die Insolvenz von Niki ist nach der des Mutterkonzerns Air-Berlin sowie der britischen Linie Monarch die dritte in diesem Herbst. Verbraucherschützer fordern deshalb Konsequenzen: "Airlines sollten gesetzlich verpflichtet werden, eine Insolvenzversicherung zugunsten der vorausbezahlten Kundengelder abzuschließen", erklärte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller.

Ungewiss ist derzeit auch, was mit den rund tausend Niki-Mitarbeitern passiert. Rund 210 sind in Deutschland und rund 790 in Österreich angestellt. Ihnen haben die Konkurrenten, die beiden Lufthansa-Töchter AUA und Eurowings bereits Angebote gemacht. Noch gibt es aber auch die Chance auf eine Fortführung des Geschäfts von Niki.

Verzicht auf Niki wirft Lufthansa nicht aus der Bahn

Die Lufthansa verzichtet zwar auf die Übernahme der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki, die Wachstumsstrategie des Konzerns dürfte dadurch Experten zufolge aber nicht in Gefahr geraten. Es könnte allerdings etwas länger dauern als geplant, bis Deutschlands größte Fluggesellschaft ihr Ziel erreicht.

"Auch wenn die Lufthansa die Übernahme von Niki bevorzugt hätte, ist ihr Anliegen, den deutschen Markt zu stärken, nicht in weite Ferne gerückt", sagt Luftfahrt-Berater John Strickland von JLS Consulting.

Bei den Maschinen ist die Kranich-Linie inzwischen weitergekommen: Längst hat sie viele jener Flieger in ihren Dienst gestellt, die Air Berlin und ihre Töchter Niki und LGW, eine Regionalflugtochter, nur geleast hatten. Doch der Ausbau der Belegschaft könnte sich durch die geplatzte Niki-Übernahme tatsächlich schwieriger gestalten. Anstatt mit der Übernahme von Niki auf einen Schlag 800 Mitarbeiter zu übernehmen, muss die Airline sie nun einzeln anheuern. "Das wird das Verfahren verlangsamen", sagt ein Insider.

Eurowings und die österreichische Lufthansa-Tochter Austrian Airlines aber haben auch hier eine Lösung parat: Sie werben bereits um Niki-Mitarbeiter und stellen ein verkürztes Auswahlverfahren in Aussicht. "Wir setzen unseren Wachstumskurs unverändert fort", sagt Eurowings-Chef Thorsten Dirks.