Die „Paradise Papers“ enthüllen Millionen Konten in Steueroasen. Wie sind diese Kapitalflüsse aus Sicht österreichischer Banken zu sehen?
JOHANN STROBL: Es gibt bei Unternehmen und Privatpersonen unterschiedliche Motivlagen, die Anonymität zu suchen, eine ist die Steuervermeidung. Wir haben in Österreich den gegenläufigen Trend, alles offenzulegen für volle Transparenz. Wenn jemand international tätig ist, ist es nicht ausgeschlossen, dass ein Kunde Geld in solche Länder transferiert. Das muss jedoch durch alle strengen Prüfungen gehen und die sind in Österreich verschärft worden.

Brauchen wir in Österreich dazu noch strengere Regeln?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man die bei uns noch verschärfen kann. Wenn wir mit anderen Banken international syndizieren, sehen wir, dass die österreichischen Regeln und Behörden die strengsten sind.

Wie kann man aber dieser Steuerflucht gigantischen Ausmaßes international entgegentreten?
Wir brauchen europaweite Regeln, mit übereinstimmenden Anforderungen und einem gemeinsamen Set an Dokumenten von definierter Qualität. Die jetzige Praxis ist für die Banken zur Last geworden.

Welche Erwartung geben Sie den Koalitionsverhandlern von ÖVP und FPÖ mit?
Vereinfachung wäre wichtig, um den bürokratischen Aufwand zu verringern. Alle müssten gemeinsam prüfen, wo die vielen Bestimmungen noch den Zweck erfüllen, oder welcher Weg bei der Umsetzung am effizientesten ist. Allein für Bankregularien braucht man einen Laufmeter im Bücherregal.

Die Bankensteuer, mit der Möglichkeit der Vorauszahlung auf Jahre, wird sich kaum ändern.
Die Bankensteuer trifft uns beträchtlich – 85 Millionen Euro im Vorjahr, heuer rechnen wir mit 56 Millionen Euro. Für unseren gesamten Markt kostet uns diese und ähnliche Abgaben heuer 210 Millionen Euro.

Die letzte Bundesregierung hat die Steuern auf Aktiendividenden angehoben. Wünschen Sie sich eine Senkung auf das Niveau der KESt, der Sparbuchsteuer?
Wichtig wäre das Gesamtpaket und eine Steuervereinfachung.

Nach 587 Millionen Euro Nettogewinn zum Halbjahr, ist die Wahrscheinlichkeit auf eine seit 2013 erstmals winkende Dividende für RBI-Aktionäre für 2017 im dritten Quartal noch gestiegen?
Wir geben das Ergebnis des dritten Quartals in Kürze bekannt, weshalb ich nur so viel sagen kann: Eine Dividende für 2017 ist sehr wahrscheinlich.

Was richten Sie EZB-Chef Mario Draghi aus?
Mission completed. Der EZB-Kurs, der sich noch verzögert, brachte erhebliche Verschiebungen von den Sparern zu den Kreditkunden. Profitiert haben mit Entschuldung die Staaten, bezahlt haben es die Banken.