Vinzenz Harrer war zuletzt der schärfste Kritiker des steirischen Wirtschaftsbund-Obmannes und Wirtschaftskammer-Präsidenten Josef Herk. Im Zuge von dessen Gagenaffäre ließ der Oststeirer kein gutes Haar an seinem Landesobmann. 2022 hat ja die Enthüllung für Aufregung gesorgt, dass Herk vom Wirtschaftsbund eine monatliche Zulage von 4000 Euro pro Monat erhalten hat. Mit seinen Entschädigungen für seine Kammerfunktionen in Land und Bund kam er auf ein Monatsbrutto von 12.635 Euro.

Weil er ein unbequemer Kritiker in den eigenen Reihen ist, sei er nun vom WB auch als steirischer ÖGK-Chef aus dem Rennen genommen worden, so die Sicht Harrers, der sich bis Ende des Jahres aus allen WB-Funktionen zurückzieht. Das Bekenntnis, dass er sich nun nur noch auf seine Unternehmen konzentrieren wolle, hielt aber nur wenige Tage. Am Freitag trat er vor die Presse, um seine Kandidatur für die Unos, die Unternehmervertretung der Neos, bei den Wirtschaftskammerwahlen im März 2025 zu verkünden.

Er sparte im Schulterschluss mit Unos-Landeschef Christian Kovac (Shopping Nord-Eigentümer in Graz) und Unos-Vizechef im Bund, Markus Hofer, nicht an Kritik an seiner ehemaligen Heimat. Sein Ziel ist, die Allmacht des Wirtschaftsbundes in der steirischen Kammer zu beenden: „Wir wollen die Zwei-Drittel-Mehrheit des WB brechen“. Denn nur so sei es möglich, Reformen in der Kammer voranzutreiben. Aus dem WB heraus sieht Harrer keine Möglichkeit frischen Wind zu entfachen: „Zu diesem Schluss bin ich in den letzten fünf Jahren immer mehr gekommen.“

„Unternehmer unzufrieden“

Mehr als 90 Prozent der österreichischen Unternehmen hätten nicht mehr als neun Mitarbeiter. „Aber diese Klein- und mittelständischen Unternehmen haben in dieser WK keine Vertretung“, meint Kovac, der erst seit Oktober Unos-Obmann ist. Die niedrige Wahlbeteiligung von 38 Prozent bei der letzten WK-Wahl zeuge von der allgemeinen Unzufriedenheit der Unternehmer im Land. Der WB fuhr 71 Prozent ein, die zwei Drittel-Mehrheit zu brechen, ist also ein Auftrag.

„Auch Präsidium muss gewählt werden“

Die Kammer müsse für die Unternehmer da sein und nicht für die Funktionäre, betont Harrer und fordert im Gleichklang mit dem Unos-Programm, dass nicht nur in den Fachgruppen gewählt wird, auch das Präsidium solle von allen Unternehmern direkt gewählt werden. Anders als die Unos meint Harrer aber, die Pflichtmitgliedschaft müsse bleiben, da die WK, sollte sie jetzt zerfallen, nie mehr neu aufgebaut werden könne. Weitere Forderungen: Die WK müsse für Bürokratieabbau im Land und für den Wirtschaftsstandort kämpfen.

WK-Gelder für Unternehmer in Not

Es brauche außerdem auch endlich Transparenz für die Gelder der WK, die noch immer keine konsolidierte Bilanz veröffentliche, fordert Harrer. Die Kammer sitze in Österreich auf Milliarden an Reserven auch aus der Kammerumlage 2, in die Unternehmer jährlich 400 Millionen Euro einzahlen würden. Es sei an der Zeit hier auch Geld zurückzugeben, um Unternehmer in Not zu unterstützen. „Dafür ist diese ja einst eingeführt worden“, sagt Hofer.

Harrer sieht Herk vor dem Aus

Zu Herk wollte Harrer diesmal nicht zu viel sagen. Nur so viel: „Er war ein Präsident der Herzen, so lange die Wirtschaft gut lief“, habe aber in Krisenzeiten zu wenig Kante gezeigt. Bis zur Wahl, so prophezeit Harrer, werde Josef Herk wohl nicht mehr Präsident sein: „Da gibt es in der WK einfach zu viele Ungereimtheiten.“