Aus dem Schuhhandel sind zuletzt vielfach Hiobsbotschaften zu vernehmen gewesen. Im April musste etwa die Schuhhandelskette Reno auch in Österreich Insolvenz anmelden, Ende Juni wurde bekannt, dass sich die Schuhhandelslinien Delka und Salamander mit insgesamt fast 40 Filialen gänzlich aus Österreich zurückziehen.

"Die vergangenen Jahre waren speziell für den Handel besonders herausfordernd", unterstreicht man auch bei der Leder & Schuh AG (L&S) mit Hauptsitz in Graz. Der traditionsreiche Schuhhandelskonzern kann nun in seinem 151. Bestandsjahr aber ein Ausrufezeichen setzen. Mit den Vertriebsschienen Humanic und Shoe4You konnte das Unternehmen für 2022 einen kräftigen Umsatzzuwachs vermelden, wie aus der am heutigen Montag veröffentlichten Jahresbilanz hervorgeht. Im Vergleich zum Jahr 2021 konnten die Erlöse von 280 auf 351 Millionen Euro gesteigert werden, ein Plus von rund 25 Prozent. Der Rohertrag des Unternehmens sei - bei einer gleich gebliebenen Rohertragsmarge - von 117,5 Millionen Euro auf 147,5 Millionen Euro gewachsen, wird mitgeteilt. Das operative Ergebnis (EBIT) kletterte von 3,5 Millionen Euro 2021 auf rund 3,8 Millionen im vergangenen Jahr.

Knapp 200 Filialen und rund 2050 Beschäftigte

"Nach herausfordernden Zeiten im Handel, konnten wir in der Leder & Schuh Gruppe die positive Umsatzentwicklung des Vorjahres im Jahr 2022 weiter ausbauen", betont Wolfgang Neussner, Vorstand der L&S AG. Dies sei einerseits "durch eine ausgewogene Kollektionssegmentierung aus Fremd- und Eigenmarken, aber auch durch unser Rundumservice im stationären Handel und im Onlinehandel" gelungen. Neussner: "Diese Strategie ermöglichte es uns, im Jahr 2022 mit einem Umsatzplus von 25 Prozent über dem Markt zu performen und uns dadurch klar von anderen
Handelsmarken zu differenzieren." Trotz Lockdowns, temporären Filialschließungen und starken Preiskämpfen am Markt der Vorjahre, sei es gelungen, dass die Leder & Schuh AG im Vorjahr eine steigende Umsatzentwicklung verzeichnen konnte und insbesondere die Marke Humanic neu zu positionieren.

Wolfgang Neussner, Vorstand der Leder & Schuh AG

Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei im Jahresvergleich von 2021 auf 2022 weitgehend stabil geblieben (2021 waren es 2054, im Vorjahr 2049). Die Zahl der Filialstandorte ist von 203 auf 199 leicht zurückgegangen. Europaweit ist das Unternehmen in acht weiteren Ländern (Deutschland, Bulgarien, Kroatien, Rumänien,
Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn) tätig.

Heuer fünf neue Standorte in Österreich eröffnet

Man wolle den Expansionskurs halten, so Neussner. So habe man kürzlich "mehrere Standorte von Reno übernommen und haben starkes Interesse am kontinuierlichen Ausbau des Filialnetzes in sämtlichen Marktsegmenten". Im laufenden seien bereits fünf neue Standorte erfolgreich in Österreich eröffnet worden, zwei weitere Standorte seien für 2023 in Planung, so Neussner zur Kleinen Zeitung. Er betont: "Angesichts der aktuellen Marktveränderungen im Mode- und Schuhhandel, die aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Situation auftreten, sind wir uns der Herausforderungen bewusst. Wir erkennen jedoch, dass solche Phasen auch Chancen bieten, das Unternehmen strategisch zu positionieren." Bislang verzeichne die Leder & Schuh AG auch im laufenden Jahr 2023 "eine positive Umsatzentwicklung im Vergleich zum Vorjahr".

Die aktuellen Trends? "Während im ersten Halbjahr ein Trend zu Anlassschuhen zu verzeichnen war, zeigt sich aktuell eine verstärkte Nachfrage nach Sneakern. Trotz Schwankungen in den Vorlieben der Kundinnen und Kunden blieb die Frequenz trotz Teuerung relativ konstant."