Wohnen wird in Österreich immer teurer – das bestätigt eine aktuelle Auswertung des Jahres 2022 von Statistik Austria. Der Häuser- und Wohnpreisindex stieg im Vergleich zum bereits sehr starken Jahr 2021 um 11,6 Prozent. Allerdings wurde die Preissteigerung durch die Zinsschritte der Europäischen Zentralbank ab der zweiten Jahreshälfte sogar eingebremst.

Die Mieten inklusive Betriebskosten wuchsen um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Durchschnittsmiete lag im Vorjahr laut Erhebung bei 585 Euro pro Wohnung bzw. 8,7 Euro pro Quadratmeter. Trotz der steigenden Kosten gab es bisher laut Auswertung von Statistik Austria keinen Anstieg beim Zahlungsverzug. Doch die Aussichten im laufenden Jahr 2023 bleiben trübe. Jeder dritte Mieter rechnet mit Zahlungsschwierigkeiten. Bei den Eigentümern erwartet nur jeder fünfte Probleme.

Eigentümer im Vorteil

Im Schnitt geben Österreichs Haushalte etwa 16 Prozent ihres Einkommens für Wohnen aus. Der Unterschied zwischen Eigentümern und Mietern ist aber beträchtlich. Während Hauseigentümer nur zehn Prozent ihres Einkommens für das Wohnen ausgeben, ist es bei Mietern etwa ein Viertel. Laut Experten von Statistik Austria belegen die Daten, dass Wohnen im Eigentum auch unter Berücksichtigung der Finanzierungskosten deutlich günstiger sei als Mieten. Eigentümer hatten in den letzten zehn Jahren nur geringe Wohnkostensteigerungen, während Mieterinnen und Mieter mit freien Verträgen ein Drittel mehr bezahlen als 2012. In absoluten Zahlen waren es 2022 für Hauseigentümer 430 Euro monatlich und für Wohnungseigentümer 479 Euro. Hauptmieter mussten allerdings 774 Euro berappen.

Gerald Gollenz, Obmann des österreichischen und des steirischen Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, räumt zwar ein, dass Eigentum nach wie vor die beste Altersvorsorge sei, zieht aber die geringen Wohnkosten für Eigentümer in Zweifel: "Man darf nicht vergessen, dass es auch einen hohen Anteil an eigenfinanzierten Wohnungen gibt." Diese Eigenmittel würde nicht in der Statistik aufscheinen.

Laut der aktuellen Auswertung haben in Kärnten 46,9 Prozent ein Hauseigentum, 8,2 Prozent Wohnungseigentum und 22,5 Prozent eine Gemeinde- bzw. Genossenschaftswohnung. In der Steiermark beträgt der Anteil der Hauseigentümer 43,9 Prozent, jener der Wohnungseigentümer 13,2 Prozent und auf Gemeinde- sowie Genossenschaftswohnungen entfallen 16,2 Prozent. Damit liegt in beiden Bundesländern der Anteil der Hauseigentümer deutlich über dem Österreich-Wert, der 36,7 Prozent ausmacht.

2022 ging die Wohnbautätigkeit auf 58.900 baubewilligte Wohnungen zurück. Das ist der drittniedrigste Wert sei 2010. Vor allem in den Ballungsräumen sind leistbare Mietwohnungen sehr gefragt. "Generell stellen wir zwar fest, dass auch aufgrund der aktuellen Situation und der Teuerung, die Nachfrage nach Immobilien sinkt, doch wir haben auf dem Mietsektor eine sehr hohe Nachfrage“, sagt Paul Perkonig, Obmann der Kärntner Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Besonders begehrt seien Zweizimmerwohnungen zum Mieten in guter Lage.

Mehr Bautätigkeit

Die Arbeiterkammer hat aufgrund der Teuerung nun ihre Forderung nach einer Mietpreisbremse erneuert. Doch Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas wandte im Zuge der Präsentation der "Wohnen 2022"-Publikation jedoch ein, dass die Mietpreisbremse einen geringen Einfluss auf die Inflationsrate hätte. Nur eine stärkere Bautätigkeit könne auf Dauer zu niedrigeren Mieten führen. Diese Meinung teilen sowohl Gollenz als auch Perkonig. Beide fordern aber auch eine Änderung des österreichischen Mietgesetzes, das schon seit Jahrzehnten nicht mehr den Anforderungen von Mietern und Vermietern entspreche.