Unerschütterlichkeit im Bankenbusiness konnte bis dato verortet werden: In jenem sicheren Hafen, der sich als Inbegriff von Diskretion einen Namen machte – oder einfach gesagt: am Bankenplatz Schweiz. Damit ist es seit Sonntagnacht vorbei. Das Vertrauen in die Stabilität dieses Alpentresors – heute löchrig wie Schweizer Käse. Der drohende Kollaps der global systemrelevanten Credit Suisse konnte zwar noch abgewendet werden. Ob aber jetzt Ruhe auf den Finanzmärkten einkehrt, wird sich weisen.

1. Ist das Geld am Sparbuch oder Konto noch sicher?

In Europa sind Einlagen bis zu einem Betrag von 100.000 Euro von der Einlagensicherung abgedeckt. Bei sogenannten "zeitlich begrenzt gedeckten Einlagen" wie Geld aus Wohnungsverkäufen oder aus Versicherungen sind bis zu 500.000 Euro abgesichert, wenn die Einzahlung in den vorangegangenen zwölf Monaten geschehen ist. Der Schutz gilt pro Person und pro Bankinstitut.

Hat man mehrere Sparbücher bei derselben Bank, werden diese im Schadensfall zusammengenommen. Gleichzeitig erhöht sich der gesicherte Betrag, wenn ein Sparbuch oder Konto auf zwei Personen lautet und es keine weiteren Konten gibt. Kommt es zum Kollaps einer Bank, werden die gesicherten Beträge binnen zehn Tagen auf ein neues Konto überwiesen. Achtung: Beträge jenseits der abgesicherten Summe können im Konkursfall verloren gehen.

2. Was hat sich seit der Finanzkrise 2008 geändert?

1,6 Billionen Euro mussten die EU-Staaten nach der Lehman-Pleite in marode Banken stecken. Seitdem müssen die Banken mehr Eigenkapital vorweisen. Außerdem wurde die Bankenaufsicht in Europa komplett neu aufgestellt und für systemrelevante Banken bei der EZB angesiedelt.

"Der Bankensektor des Euroraums ist widerstandsfähig und besitzt eine starke Kapital- und Liquiditätsausstattung", erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde gestern im EU-Parlament. Der Werkzeugkasten der EZB sei voll ausgestattet, um das Finanzsystem mit Liquidität zu unterstützen.

3. Und was bedeutet das für die aktuelle Krise?

Basel III hat vor allem die Vorschriften zum Eigenkapital verschärft. "Das war 2008 das größte Problem der europäischen Banken", erklärt Thomas Url, Finanzmarktexperte am Wifo. Seither müssen Banken acht Prozent der risikogewichteten Anlagen als Eigenkapital halten. Dazu kommen antizyklische Kapitalpuffer, die vom European Systemic Risk Board erlassen werden können. "Besonders wichtig sind jedoch die Vorschriften zur Liquidität", sagt Url.

Demnach brauchen Banken ausreichend Bestand an kurzfristigen Anlagen, um möglichen Abfluss aus täglich fälligem Geld stemmen zu können. Außerdem muss ein gewisser Teil der Kundeneinlagen langfristig gebunden sein. Diese Anforderungen von Basel III haben die USA nicht umgesetzt. Ein Fall wie die Silicon Valley Bank mit dem hohen Bestand an täglich fälligem Geld wäre in der EU also gar nicht möglich.

4. Was hat es mit den Stresstests für Banken auf sich?

Rund 110 Banken in der EU werden direkt von der EZB kontrolliert und müssen alle zwei Jahre überprüfen, ob sie für Finanzmarkt-Krisen gerüstet sind. Mögliche Szenarien sind ein Wirtschaftseinbruch, massive Verluste an den Börsen oder plötzlich steigende Zinsen.

Die Banken müssen nachweisen, dass ihr Geschäft auch in Krisen solide ist. In Österreich werden die Erste Group und die Raiffeisen International (RBI) direkt von der EZB getestet. Beim letzten Test im Jahr 2021 wurden von der FMA noch die BAWAG, die RLB Oberösterreich und die Volksbanken geprüft. Seit Jänner läuft der aktuelle Stresstest. "Diese Tests schärfen das Risikobewusstsein im Management der Banken", unterstreicht Wifo-Experte Url.

5. Trifft die Schweizer Zwangsfusion auch österreichische Banken?

Man erwarte "keine wesentlichen unmittelbaren Auswirkungen" auf den Bankensektor in Österreich, erklärt man im Finanzministerium und wiederholt das Mantra der "individuellen Probleme" in der Schweiz.

Im Zuge der Notübernahme wurde bekannt, dass Inhaber eigenkapitalähnlicher Anleihen leer ausgehen – dabei geht es immerhin um 16 Milliarden Euro. Österreichische Banken seien davon nicht betroffen, Fonds und Anleger nur in geringem Ausmaß.

6. Wie reagieren die Börsen?

Die Verunsicherung belastet die Aktienmärkte, vor allem Bankwerte müssen Federn lassen. In der vergangenen Woche verlor der Wiener Leitindex ATX fast 10 Prozent. Am Montag hellte sich die Lage auf: Der ATX drehte am Nachmittag wie der deutsche DAX ins Plus.