In Österreich sind Ende 2022 um mehr als die Hälfte weniger neue Immobilienkreditverträge abgeschlossen worden. Das größte Tarifvergleichsportal Durchblicker hat die heimischen Banken befragt und geht davon aus, dass im vergangenen halben Jahr um durchschnittlich 50 bis 60 Prozent weniger Kredite vergeben haben. Gründe dafür sind die seit August geltenden strengen Vergaberichtlinien, die steigenden Zinsen und die hohe Inflation.

"Statt 2,5 Milliarden Euro vor rund einem Jahr wird derzeit nur rund eine Milliarde Euro monatlich für Immobilienfinanzierungen vergeben. Das entspricht auch im Kreditvolumen einem Rückgang von 60 Prozent", berichtet Andreas Ederer, Finanzierungsexperte bei Durchblicker.

Die weiter steigenden Zinsen sowie die anhaltende Teuerung werden auch 2023 für deutlich weniger Kreditabschlüsse sorgen. Bei den Banken rechnet man laut Ederer neuerlich mit einem Rückgang von zumindest 25 bis 40 Prozent.

Fixzins bei 3,5 Prozent

Nach der jüngsten Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank haben sich die Topkonditionen für einen fix verzinsten Immobilienkredit mit 20 Jahren Laufzeit auf 3,5 Prozent erhöht. Auch für variabel verzinste Kredite zahlt man bereits 3,0 Prozent. Für Mitte März hat die EZB bereits im Vorfeld die nächste Zinserhöhung um 50 Basispunkte auf 3,5 Prozent angekündigt. Den Markterwartungen zufolge dürfte der Leitzins bei den zwei folgenden EZB-Sitzungen um jeweils weitere 0,25 Prozentpunkte angehoben werden und damit im Juni bereits bei 4,00 Prozent liegen.

Experte rät zu fixen Zinsen

Angesichts weiterer Zinssteigerungen rät Durchblicker weiter dazu, sich primär nach einem fix verzinsten Kredit umzusehen. "Die variablen Zinsen haben sich mittlerweile beinahe an das fixe Zinsniveau angenähert. Bei einem 300.000-Euro-Kredit mit 30 Jahren Laufzeit kann man für derzeit umgerechnet 84 Euro mehr im Monat das Zinsrisiko ausschalten. Die Finanzierung mit Fixzins läuft in der Regel zwischen fünf und 25 Jahre und kann frei gewählt werden. Danach ist auch eine variable Verzinsung möglich, wenn die Leitzinsen bis dahin wieder gesunken sind", so Ederer.

Die unverändert strengen Kreditvergaberichtlinien bei stetig steigenden Kredit- und Baukosten machten es immer schwieriger, zu einem Kredit zu kommen, betont der Experte. Immer mehr Menschen seien nicht imstande, die geforderten Eigenmittel in Höhe von 20 Prozent des Kaufpreises aufzubringen. Auch dass die monatliche Tilgungsrate nicht mehr als 40 Prozent des Haushaltseinkommens übersteigen darf, werde für immer mehr Haushalte zur unüberwindbaren Hürde.