Der aktuellen Arbeitszeit-Diskussion wenig abgewinnen kann die Ökonomin Monika Köppl-Turyna vom liberalen Wirtschaftsforschungs-Institut Eco Austria. Das Arbeitsvolumen sei zuletzt nicht nach oben gegangen, erklärte die Ökonomin im Ö1-Morgenjournal.

Demnach wäre die Reduktion der Arbeitszeit kontraproduktiv und würden den Arbeitskräftemangel verstärken, sagte Köppl-Turyna. "Im Endeffekt geht es darum, dass genug gearbeitet und geleistet wird, um den Sozialstaat zu erhalten", so die Ökonomin. Die Diskussion um eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, wie sie in einer britischen Studie durchaus erfolgreich umgesetzt wurde, sei für sie in einzelnen Branchen vorstellbar.

"Polizist kann nicht Produktivität erhöhen"

Dazu zählten etwa die Kreativbranche, Managementberufe oder Dienstleistungsberufe mit hohem Digitalisierungsanteil. "Was ein Problem sein kann, ist, wenn man das mit einem Schlag quer durch alle Branchen einführt. Nehmen wir andere Branchen, die die Gewerkschaft aus gutem Grund nicht anführt: Ein Polizist kann nicht mehr die Produktivität erhöhen, eine Lehrerin auch nicht. Gesundheitsberufe, die jetzt schon unter hohem Druck stehen, können nicht in 30 Stunden genau so viel leisten, wie in 40 Stunden." Auch in Industriebetrieben gäbe es nicht die entsprechenden Effizienzpotenziale.

Ökonomin Monika Köppl-Turyna
Ökonomin Monika Köppl-Turyna
© Juergen Fuchs

Würde das Modell einer Arbeitszeitverkürzung quer durch alle Branchen umgesetzt, erwarte sie, dass der Druck auf das Personal steige und es daher auch keine positiven gesundheitlichen Aspekte gäbe.

"Zufriedenere Arbeitskräfte, weniger Krankenstände"

Käme es zu keinem Produktivitätsanstieg, sei ein Lohnanstieg auf Dauer nicht zu erwarten. "Schließlich werden wir für unsere Produktivität bezahlt."

Die Gewerkschaft der Privatangestellten hingegen spricht sich bei den Kollektivvertragsverhandlungen für die Mitarbeiter der Kreditinstitute für eine Arbeitszeitverkürzung auf 36 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich aus. Wobei sich die Fraktion sozialistischer Gewerkschafter (FSG) und die Fraktion christlicher Gewerkschafter (FCG) einig sind.

FCG-Vorsitzender Norbert Schnedl verweist im Morgenjournal auf eine britische Studie, bei der 61 Arbeitgeber die Arbeitszeit verkürzt und damit positive Erfahrungen gesammelt hätten. Zufriedenere Arbeitskräfte, weniger Krankenstände und eine geringere Personalfluktuation wären das Ergebnis. Daher würden 56 Arbeitgeber dieses Arbeitszeitmodell beibehalten.

"Begleitender Pilotversuch"

Der designierte FSG-Vorsitzende Josef Muchitsch spricht sich im selben Radiobeitrag für einen begleitenden Pilotversuch aus. Allerdings geht auch er davon aus, dass an der Arbeitszeitverkürzung quer durch alle Branchen kein Weg vorbeiführe. "Dort, wo es bereits freiwillig gemacht wird, mit Erfolg, vielen Dank für die Unterstützung. Wenn man es über alle Branchen begleiten will, ist der erste Schritt vielleicht 36 Stunden und dann weitere Schritte." Wobei die SPÖ hier mit gutem Beispiel vorangehen und die Vier-Tage-Woche einführen wolle.

Ausgelöst hat die Diskussion um eine Arbeitszeitverkürzung Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP), der den hohen Anteil an Teilzeitkräften zur Sprache brachte.