Die europäischen Börsen haben am Donnerstag nach einem überraschenden Zinsschritt in der Schweiz klar im Minus geschlossen. Auch eine negative US-Börseneröffnung in den USA brachte Gegenwind. In den USA setzte die Notenbank Fed bereits am Mittwoch den größten Zinsschritt (plus 0,75 Prozentpunkte) seit 1994. All das sorgte an den Aktienmärkten für herbe Verluste. Hinzu kam, dass in Europa die Meldungen über weitere Drosselungen russischer Gaslieferungen, von denen auch Österreich betroffen ist, die Märkte belastete.

Die Wiener Börse hat tief im Minus geschlossen. Der ATX büßte 3,88 Prozent auf 3.014,16 Punkte ein. Größere Abgaben gab es in Wien in der OMV. Die Aktie des Ölkonzerns verlor 6,3 Prozent. Die OMV-Raffinerie Schwechat läuft nach dem schweren Unfall derzeit nur mit einem Fünftel ihrer Kapazität. Stark nach unten ging es für AT&S, die Aktien des Leiterplattenherstellers büßten 12,2 Prozent ein und waren damit die Tagesverlierer im prime market. Größere Abgaben gab es auch in EVN (minus 6,3 Prozent) und Wienerberger (minus 5,2 Prozent).

An der Spitze der wenigen Gewinner im prime market fanden sich die Aktien des Zuckerkonzerns Agrana mit einem Plus von 2,7 Prozent.

Herbe Verluste auch an der Wall Street

Ein ähnliches Bild zeigte sich auch an den US-Börsen: Der Dow Jones sank um klare 2,42 Prozent auf 29.927,07 Einheiten und damit auch unter die psychologisch wichtige Marke von 30.000 Zählern. Der S&P-500 büßte 3,25 Prozent auf 3.666,77 Einheiten ein. Der Nasdaq Composite verlor rasante 4,08 Prozent auf 10.646,10 Punkte ein. Unter den Einzelwerten standen die Tesla-Titel mit einem Kursrückgang von 8,5 Prozent im Fokus. Offenbar nahmen die Anleger dem Elektroautobauer die Anhebung seiner Fahrzeugpreise auf dem heimischen US-Markt übel.

Weltweit unter Druck

Am Mittwoch hatten die Börsen noch gelassen auf die große Zinserhöhung der US-Notenbank reagiert. Am Donnerstag gerieten die Märkte aber weltweit unter Druck, nachdem auch die Schweizer SNB ihre Zinsen überraschend um 50 Basispunkte gestrafft hatte. Volkswirte hatten mit einem unveränderten Zins gerechnet. Die ebenfalls am Donnerstag angekündigte Zinserhöhung der Bank of England war hingegen erwartet worden.

Der Euro-Stoxx-50 fiel um 2,96 Prozent auf 3.427,91 Punkte. Der deutsche DAX büßte 3,31 Prozent auf 13.038,49 Zähler ein. Der britische FTSE-100 fiel um 3,14 Prozent auf 7.044,98 Punkte.

Die Verluste zogen sich quer durch alle Branchen. Die größten Verluste wurden im Techsektor registriert. Der Euro-Stoxx-Tech-Subindex sackte um fast fünf Prozent ab. Jener für Chemiewerte büßte 4,8 Prozent ein.