Die Teuerung hat sich in Österreich weiter verschärft. Im Mai dürfte die Inflationsrate laut Schnellschätzung der Statistik Austria auf 8,0 Prozent geklettert sein – nach 7,2 Prozent im April. Das ist der höchste Wert seit September 1975, erklärt Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas am Dienstag.

Haupttreiber blieben die Preisanstiege bei Energie und Treibstoffen. Gegenüber dem Vormonat erhöhte sich das heimische Preisniveau um 1,1 Prozent, ergab die vorläufige Rechnung. Der für Eurozonen-Vergleiche ermittelte Harmonisierte Verbraucherpreisindex für Österreich lag im Mai laut der Schätzung um 8,1 Prozent über dem Vorjahresmonat sowie um 1,0 Prozent über dem Vormonat April. Im Detail wird die Statistik Austria am 17. Juni über die Teuerung in Österreich berichten.

Für heuer hat das Wirtschaftsforschungsinstitut seine Inflationsprognose vor kurzem von bisher 5,8 auf 6,5 Prozent angehoben, wie Wifo-Chef Gabriel Felbermayr am Sonntag überraschend erklärt hatte.

Im Vergleich zum Vormonat April stieg das heimische Preisniveau wohl um 1,1 Prozent, so die Statistik Austria am Dienstag. Der für Eurozonen-Vergleiche relevante Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) lag im Mai laut Schätzung um 8,1 Prozent über dem Vorjahresmonat und um 1,0 Prozent höher als im April. Im Detail berichtet die Statistik Austria am 17. Juni über die Teuerung in Österreich.

"Regierung muss endlich aufwachen"

FPÖ-Chef Herbert Kickl verlangte angesichts der auf 8 Prozent geschätzten Mai-Inflation, dass die Regierung "endlich aufwachen und Sofortmaßnahmen setzen" solle, die eine spürbare Entlastung für die Menschen bringen. "Ein verunglückter 150-Euro-Gutschein, den viele erste 2023 einlösen können, und die Senkung von Elektrizitäts- und Erdgasabgabe sind bei weitem nicht ausreichend", so Kickl.

Sorge um Kaufkraft der Menschen

Der Handelsverband sorgt sich um die Kaufkraft der Menschen und fordert "ein Set an klugen Anti-Teuerungsmaßnahmen, das im besten Fall bereits mit 1. Juli in Kraft tritt", etwa ein Aus für die Kalte Progression und eine Mehrwertsteuer-Senkung auf Energie. Deutliche Wohlfahrtsverluste seien nur zu vermeiden, wenn die Regierung nicht bis Jahresende mit weiteren Maßnahmen abwarte.

Streichen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel gefordert

Gleich für eine generelle Streichung der Mehrwertsteuer "auf lebensnotwendige Waren" sprach sich GPA-Chefin Barbara Teiber aus. Dies führe zu einer Entlastung der Bevölkerung und sei ein volkswirtschaftliches Instrument zur Dämpfung der Inflation. SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch plädierte für ein Streichen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel sowie einen Preisdeckel für Mieten und auch für Energie für einkommensschwache Haushalte.

Chef-Statistiker Tobias Thomas: "Höchster Wert seit September 1975"
Chef-Statistiker Tobias Thomas: "Höchster Wert seit September 1975" © APA/HERBERT NEUBAUER

Gaspreise im Großhandel für Juni auf Rekordhoch

Bei Energiepreisen ist derzeit keine Entspannung in Sicht, das zeigt der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI), der ebenfalls weiter nach oben geschnellt ist. Für Juni erhöhten sich die Großhandelspreise für Gas allein im Vergleich zum Vormonat Mai um 4,8 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat zeige sich ein Plus von 424,3 Prozent, wie die Österreichische Energieagentur am Dienstag bekannt gab.

Der errechnete Index springt im Juni 2022 auf 515,76 Punkte – das ist wesentlich höher als im abgelaufenen Jahr. In den vergangen zwölf Monaten lag der ÖGPI den Angaben zufolge im Schnitt bei 343,53 Punkten.

Ölpreise klettern auf höchsten Stand seit zwei Monaten

Auch die Ölpreise haben am Dienstag abermals deutlich zugelegt und sind auf den höchsten Stand seit gut zwei Monaten gestiegen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 123,32 US-Dollar (114,57 Euro). Das waren 1,65 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 3,47 Dollar auf 118,54 Dollar.

Die Aussicht auf ein vermindertes Angebot aus Russland infolge neuer Sanktionen der Europäischen Union wegen des Ukraine-Kriegs treibt die Ölpreise.