Ist Gold der richtige Hafen für Anleger, um sich gegen die Kursrutsche an den Börsen und die hohe Inflation zu wappnen? In den Augen des Goldexperten Ronald Stöferle hat das Edelmetall grundsätzlich immer viele Vorzüge, seit 16 Jahren veröffentlicht er regelmäßig seinen international gefragten Goldreport. Aber Stöferle betont auch, dass Gold kein Allheilmittel ist und aus Anlagesicht extrem viele Facetten hat.

Was könnte derzeit für Gold sprechen? Einerseits, dass eine Stagflation, also die Kombination aus Inflation und schwachem Wirtschaftswachstum, die Aktien- und Anleihenmärkte noch weiter drückt, andererseits weiterhin stark ansteigende Rohstoffpreise. Die wurden vom Krieg in der Ukraine noch einmal befeuert. Zuletzt beruhigte sich die Lage wieder etwas.

Krypto-Coins und starker Dollar als Gegenspieler

420 Seiten dick ist der Goldreport "In Gold we trust" – er lässt sich von der Website übrigens kostenfrei herunterladen. Aus dem Report geht auch hervor, dass Gold als Anlageform 2021 nicht gerade geglänzt hat. Mark Valek, Mitautor des Berichts, versucht die Ursachen dafür festzumachen: Im Vorjahr habe noch das "Narrativ" gegriffen, die Inflation sei nur vorübergehend so hoch und binnen eines Jahres ausgestanden, zudem bedeute ein starker Dollar üblicherweise Gegenwind für einen Preisanstieg bei Edelmetall. Außerdem könnten auch Kryptowährungen wie Bitcoin & Co. dem sehr traditionellen Gold auch die Show gestohlen haben.

2200 Dollar je Feinunze könnte Gold zum Jahresende kosten, so die Fondsmanager Stöferle und Valek. Das ist viel Luft nach oben, gemessen an den 1859 Dollar, die die Feinunze Dienstagfrüh in London kostete. Beide räumen einige Abwärtsrisiken ein. Ein starker Anstieg der Zinsen schade dem Goldpreis. Beide glauben aber nicht an eine aggressive Geldpolitik der Notenbanken mit kräftigem Anziehen der Zinsschraube.
Stöferle und Valek trauen sich sogar schon eine Prognose für 2030 zu: Die 31,1 Gramm Gold könnten dann 4800 Dollar kosten. Unter Berücksichtigung der Inflation hat Gold heute indes noch nicht seinen Wert von 1980 wieder erreicht.