Als im Dezember 2017 bekannt wurde, dass Margarete Schramböck in der damaligen türkis-blauen Bundesregierung als neue Wirtschaftsministerin vorgesehen ist, war von einer "streitbaren Telekom-Managerin" die Rede. Die frühere A1-Chefin (zwischen Mai 2016 und Oktober 2017) hatte damals kurz vor der Nationalratswahl ihren Job als IT- und Telekommunikationsmanagerin aufgegeben. Dass sie auch Ministerin für Digitales wurde, erschien schlüssig. Die 1970 in St. Johann in Tirol geborene IT-Expertin hatte vor ihrem Engagement bei der Telekom Erfahrungen in Führungsfunktionen bei Alcatel, NextiraOne und Dimension Data Austria gesammelt. In ihrer A1-Zeit kam es wiederholt zu internen Streitereien mit dem Mehrheitseigentümer America Movil aus Mexiko.

Die promovierte Betriebswirtin ist die 18. sowie die 20. Wirtschaftsministerin in der Zweiten Republik (als 19. Ressortchefin fungierte zwischenzeitlich Elisabeth Udolf-Strobl in der Expertenregierung Bierlein). In beiden Amtszeiten hatte Schramböck spürbar mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen, hinzu kam eine gewisse Diskrepanz zwischen Ankündigungen und tatsächlicher Umsetzung. Den heimischen Start-ups etwa versprach sie bereits für den Herbst 2021 ein umfassendes "Gründerpaket", das unter anderem eine neue, flexiblere Gesellschaftsform bringen sollte. Bis heute warten die Jungunternehmen auf die Umsetzung.

"Kaufhaus Österreich" ein Flop, Prämie als Top

Dass Schramböck auch für die geplante E-Commerce-Plattform "Kaufhaus Österreich" mitverantwortlich gezeichnet hatte, die zwar teuer war, aber aufgrund zahlreicher Mängel nie ihrer eigentlichen Aufgabe zugeführt werden konnte, ließ sie immer wieder als Pannen-Ministerin dastehen.

In einigen Feldern, vor allem bei der Modernisierung von Lehrberufen und einer Erhöhung der Durchlässigkeit rund um die duale Ausbildung sowie auch rund um die Investitionsprämie als milliardenschwere Coronahilfe, konnte die Tirolerin aber durchaus punkten.

Ein Ressort als Konstruktionsfehler

In Wirtschaftskreisen war häufig auch davon zu hören, dass das gesamte Ressort in seiner Auf- und Einteilung auf einem Konstruktionsfehler beruhe. Galt das Wirtschaftsministerium einst als durchaus begehrt, hat es in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität eingebüßt. Die offizielle Titulierung, "Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort", klingt nach mehr als es eigentlich ist.

Denn bei der Digitalisierung ist die Zuständigkeit aufgesplittet – für den Breitbandausbau, also gewissermaßen die Hardware, zeichnete Elisabeth Köstinger verantwortlich. Früher waren Ressortchefs im Wirtschaftsministerium häufig auch für zusätzliche Agenden wie den Arbeitsmarkt oder Familien, Jugend und Forschung verantwortlich, Schramböck operierte hingegen in einem sehr abgespeckten Ressort.