Die Industrie kämpft schon seit Längerem mit den hohen Gaspreisen. Doch bei Privatkunden, die mit Gas heizen, tritt das Thema meist nur einmal im Jahr ins Bewusstsein: bei der Abrechnung. Und diese dürfte viele Kunden schockiert zurücklassen. Nicht nur bescheren die seit Oktober des Vorjahres explosionsartig gestiegenen Gaspreise so manchem eine saftige Nachzahlung, auch die neuen Vorschreibungen haben es in sich. Je nach Gaslieferant muss nun monatlich das Doppelte bis das Vierfache bezahlt werden.

"Wir haben sehr viele Anfragen", sagt Christina Lang vom Anbieterwechsel-Service Energy Hero. Doch einen günstigeren Tarif gebe es für niemanden, erklärt Lang. Bei Fixpreisen zahle man aktuell 15,59 bis 18,6 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Ohne Preisgarantie liege die Spanne zwischen 14,28 und 39,64 Cent pro kWh. Und das sind die Preise ohne Netzgebühren und Abgaben. Zum Vergleich: Vor einem Jahr lagen die Preise bei rund fünf Cent pro kWh. Wer wechseln muss, dem rät Lang trotz der hohen Preise zu einem Fixpreis-Vertrag. "So ist man zumindest vor weiteren Kapriolen geschützt."

Dass der Gaspreis bald wieder fällt, ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlich. Es gibt keine Anzeichen auf einen möglichen Frieden in der Ukraine. Aus Russland kommen daher nur die zugesagten Mengen, während die Gazprom bis Oktober 2021 auch am kurzfristigen Markt verkaufte. Diese Mengen fehlen jetzt. Sowohl die EU als auch die österreichische Regierung drängen daher darauf, dass die Gasspeicher bis zu Winterbeginn wieder aufgefüllt werden. Dafür müssten alleine Österreichs Speicherbetreiber rund 80 Terawattstunden kaufen. Und das zu den aktuell hohen Preisen von mehr als 100 Euro pro Megawattstunde.

Hohe Vorschreibung schützt vor Nachzahlung

Rund 58.000 Gasverbraucher in der Steiermark und 10.770 in Kärnten müssen sich also auf dauerhaft höhere Preise einstellen. Das Thema Gaspreise ist deshalb auch ein bedeutendes Thema bei den Anfragen beim Energieregulator E-Control, bestätigt Sprecherin Bettina Ometzberger. Sie versteht, dass die hohen Vorschreibungen viele Gaskunden schockieren, doch: "Das schützt vor einer heftigen Nachzahlung bei der Abrechnung im kommenden Jahr." Wenn die monatlichen Mehrkosten für Haushalte zu belastend sind, könne man mit den Gaslieferanten auch eine niedrigere Rate vereinbaren. "Man sollte dann aber konsequent Gas sparen, ansonsten muss man viel nachzahlen."

Während Haus- und Wohnungseigentümer theoretisch auf ein neues Heizsystem umsatteln können, gäbe es für Mieter gar keine Möglichkeit, der Gasabhängigkeit zu entkommen, erklärt Martin Ucik von der Mietervereinigung. "Die Gastherme gehört dem Vermieter." Man könne natürlich versuchen, mit dem Vermieter über die Miethöhe zu verhandeln. Doch rechtlich habe man als Mieter keine Handhabe für eine Mietreduktion.

Nicht abdrehen

Wovor Ucik warnt: "Das Gas einfach abzumelden, ist sehr riskant." Auch wenn man persönlich nicht so kälteempfindlich ist, müsse man die Wohnung im Winter ausreichend heizen. Anderenfalls könne sich Schimmel bilden. Und wird die Wohnung nicht ordnungsmäßig beheizt, müsse der Mieter für den Schaden aufkommen.

Das Energieministerium betont auf Anfrage, dass man das Problem der hohen Gaspreise sehr ernst nehme, und verweist auf die Anti-Teuerungspakete von Jänner und März. "Es gibt den Energiekostenzuschuss von 150 Euro, den Teuerungsausgleich von bis zu 300 Euro für besonders einkommensschwache Haushalte sowie die Heizkostenzuschüsse der Länder." Je nach Einkommen seien das bis zu 800 Euro im Jahr an Entlastung für einen Haushalt. Bei Bedarf werde man hier weiter nachschärfen.