Mit dem 1. April bekommt der weibliche Vorstand in der Volksbank Steiermark männlichen Zuwachs. Zwei Jahre führten Generalin Regina Ovesny-Straka und Stellvertreterin Monika Cisar-Leibetseder das Kreditinstitut an, nun rückt Hannes Zwanzger in den Vorstand auf. Der 51-Jährige, seit 30 Jahren in der Bank, "ging aus einem Auswahlprozess mit externen Beratern hervor", betont Ovesny-Straka. Die langjährige Vorstandschefin wechselt Ende Juni in die Pension, an ihre Stelle tritt dann Cisar-Leibetseder und verantwortet Finanzen und Risiko wie bisher sowie künftig auch das Personal.

Zwanzger erhält die Vertriebsagenden. Inhaltlich legt er den Fokus auf die Wertpapieranlage, was sich angesichts der steigenden Inflation und der weiterhin tristen Zinssituation ohnehin aufdrängt. "Die Kunden brennen auf Beratung", sagt er.

Leibnitz gilt jetzt als Vorreiter

In Leibnitz schlug die Volksbank einen neuen Weg ein und etablierte – als Pilot für weitere Filialen – die erste "Erlebnisbank". Mit einer Bankfiliale im herkömmlichen Sinn hat der Umbau nicht mehr viel zu tun. So gibt es keine Kassa und keine Büros mehr. Service und Beratung sind getrennt. In einer vormittags und nachmittags besetzten Servicezone werden die Anliegen von Kunden behandelt – sofern diese ihre Geschäfte nicht selbst an den Geräten erledigen. "Ich kann nicht erwarten, dass jeder Kunde jedes Gerät bedienen kann", begründet Ovesny-Straka. Ein "digitaler Infopoint" ersetzt die Prospekte aus Papier. Für Beratungen wurde eine "Wohnzimmeratmosphäre" geschaffen. Die Filiale Judenburg werde heuer umgebaut und künftig jedes Jahr eine weitere, so Zwanzger.

Kritik an FMA-Plänen

Geschäftlich lief es 2021 für die Volksbank Steiermark so gut wie noch nie. Zumindest ist das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) mit 21,46 Millionen Euro auf einem Allzeithoch (nach einem Minus von 3,27 Millionen 2020). Die Bank hatte sich 2020 einen dicken Risikopuffer zugelegt, der 2021 großteils wieder aufgelöst werden konnte – daraus resultiert der höhere Gewinn. Der Krieg in der Ukraine betrifft die Volksbank nur indirekt, das Institut hat keinerlei Beteiligungen im Ausland.

Die von der Finanzmarktaufsicht ab Juli geplanten Verschärfungen bei der Wohnkreditvergabe kritisiert Cisar-Leibetseder: "Die künftigen Vorgaben sind problematisch, da es der Mittelstand schwer haben wird, überhaupt zu Vermögen zu kommen." Vorgesehen sind Quoten bei Eigenmittel und Schuldendienst sowie maximale Laufzeiten von 35 Jahren. "Wir sehen kein Risiko in unseren Wohnkrediten", betont Cisar-Leibetseder. Auch wenn einzelne Immobilienstandorte und Segmente sehr hochpreisig seien, sehen die Volksbank-Vorstände insgesamt keine Immobilienblase.