Seit 20 Jahren ist der Klagenfurter Nils Grolitsch gemeinsam mit seinem Bruder Tobias Grolitsch in der Ukraine tätig. Ihre Bügelbrettproduktion Eurogold Industries wuchs, wie kürzlich berichtet, rasant: auf 1000 Mitarbeiter. Für beide ist die Gegend rund um die ukrainische Stadt Zhytomyr zum Lebensmittelpunkt geworden. Sie haben Familien gegründet. Die Kinder gehen dort zur Schule.

Jetzt ist alles anders. Vor wenigen Tagen sind die beiden Unternehmer mit ihren Familien in die alte Heimat nach Kärnten gereist. Seit Mittwoch steht die Produktion in Zhytomyr. "Die letzten Lkw, die nach Europa gehen sollen, wurden heute noch verladen. Die Container in die USA sind gestoppt", sagt Nils Grolitsch, der auch Honorarkonsul für die Ukraine in Kärnten ist, am Telefon. Seine aus der Ukraine stammende Ehefrau und die neunjährige Tochter, die viersprachig aufwächst (Deutsch, Russisch, Ukrainisch, Englisch) sind mitgekommen. Grolitsch bekommt von seiner Firma bisher alle zwei Stunden Nachricht. "Viele Mitarbeiter sind geflohen. Jetzt wird es unübersichtlich. Es kommt Panik auf." Grolitsch steht in Kontakt mit der Botschaft und der Außenhandelsdelegierten Gabriele Haselsberger, die noch in Kiew ist.

"Bisher war alles normal"

"20 Jahre hat alles gut funktioniert, trotz Korruption, aus der wir uns Gott sei Dank immer heraushalten konnten", sagt Grolitsch. "Die Ukraine hat sich schrittweise zu einer offenen Gesellschaft entwickelt", sagt Grolitsch, der dort laut eigener Auskunft ein gutes Privatleben mit einem großen Freundeskreis hat. "Es war alles ganz normal." Jetzt könne er nur abwarten.