Mehr als zwei Milliarden Euro wird Infineon am Standort in Kulim in Malaysia investieren. Die Infineon Technologies AG will die "führende Position auf dem Markt für Leistungshalbleiter" durch den Aufbau weiterer Fertigungskapazitäten im Bereich von Verbindungshalbleitern (Siliziumkarbid und Galliumnitrid, SiC, GaN) stärken. Bei voller Auslastung wird es zwei Milliarden Euro weiteren Jahresumsatz mit Produkten auf Basis von Siliziumkarbid und Galliumnitrid ermöglichen.

Auch in Villach wird investiert

Damit sollen auch Investitionen in Villach einhergehen – das Headquarter des österreichischen Halbleiterkonzerns in der Draustadt ist bereits seit fünf Jahren das globale Kompetenzzentrum für die Halbleitermaterialien Siliziumkarbid und Galliumnitrid. Villach spiele in diesem Thema gerade in der Technologie-Entwicklung "eine entscheidende Vorreiterrolle", heißt es auf Nachfrage der Kleinen Zeitung.

Bestehende Fertigungslinien und Anlagen, die derzeit für die Produktion von Chips auf dem Halbleitermaterial Silizium genutzt werden, werden schon jetzt und verstärkt in den nächsten Jahren sukzessive für die Produktion von Chips auf den Halbleitermaterialien Siliziumkarbid und Galliumnitrid umgestellt. "Damit erhöhen wir laufend das Volumen bei diesen Produkten. Nicht davon betroffen ist die Produktion in der neuen Chipfabrik, wo Leistungshalbleiter auf Siliziumbasis auf 300 mm-Scheiben produziert werden", teilt eine Sprecherin auf Nachfrage mit.

Der Standort Villach bereite sich daher auf weitere Wachstumsmöglichkeiten vor, heißt es in einer Aussendung. Details werden vorerst nicht bekannt gegeben. Vorstandsmitglied Jochen Hanebeck: "Wir schaffen eine gewinnbringende Kombination mit dem Entwicklungs-Kompetenzzentrum Villach und der kosteneffizienten Produktion von Siliziumkarbid- und Galliumnitrid-Leistungshalbleitern in Kulim."

Wafer aus Siliziumkarbid
Wafer aus Siliziumkarbid © KK

Mehrwert durch neue Halbleiter

Infineon beliefert mehr als 3000 Kunden mit Halbleitern, die auf Siliziumkarbid-Technologie basieren. Diese Halbleiter bieten Kunden einen Mehrwert durch ihre bessere Systemleistung in Bezug auf Effizienz, Größe und Kosten. Die wichtigsten Anwendungen sind die Bereiche industrielle Stromversorgung, Photovoltaik, Transport, Antriebstechnik, Automotive sowie Ladestationen für Elektrofahrzeuge.

Umsatz von einer Milliarde angestrebt

Infineon strebt mit SiC-Leistungshalbleitern bis Mitte des Jahrzehnts einen Umsatz von einer Milliarde US-Dollar an. Auch für den GaN-Markt wird ein starkes Wachstum erwartet: von 47 Millionen US-Dollar (2020) auf 801 Millionen US-Dollar (2025) – das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 76 Prozent. Infineon verfügt über ein führendes System- und Anwendungsverständnis, ein breites GaN-Patentportfolio und ein bedeutendes F&E-Team.

900 neue Arbeitsplätze in Malaysia

Das neue Werk in Malaysia, Kulim 3, wird bei voller Auslastung 900 hochwertige Arbeitsplätze schaffen. Im Juni starten die Bauarbeiten und die neue Fabrik wird im Sommer 2024 ausrüstungsbereit ("ready for equipment") sein. Die ersten gefertigten Wafer verlassen die Fertigung im zweiten Halbjahr 2024. Die Investition in Kulim wird Prozesse mit großer Wertschöpfungstiefe umfassen, insbesondere Epitaxie sowie die Vereinzelung von Wafern.

Von Skaleneffekten profitieren

Die Expansion, die der langfristigen Fertigungsstrategie des Unternehmens folgt, wird von ausgezeichneten Skaleneffekten profitieren, die bereits mit der 200-Millimeter-Fertigung in Kulim erreicht wurden. Sie soll die führende Position von Infineon im Bereich Silizium komplementieren, die auf der 300-Millimeter-Fertigung in Villach und Dresden fußt, heißt es in einer Aussendung. Die neue Investition wird den umfassenden Wettbewerbsvorteil von Infineon deutlich verstärken, der auf der Kombination von Technologieführerschaft, einem breiten Produktportfolio und tiefem Applikationsverständnis aufbaut – entlang des Ansatzes "Vom Produkt zum System".